Bildgebende Fächer wie die Augenheilkunde bieten vielfältige Möglichkeiten für den nutzbringenden Einsatz künstlicher Intelligenz (KI). Die Auswertung von Bildern und Daten mittels trainierter Algorithmen besitzt das Potenzial, die Diagnosestellung und die Patientenversorgung nicht nur in der Augenheilkunde zu verbessern. Wenn KI in der klinischen Praxis Fortschritte bewirkt, die den Patienten dienen, ist dies ethisch zu begrüßen. Achtung der Selbstbestimmung der Patienten und Datensicherheit müssen jedoch gewährleistet sein. Nachvollziehbarkeit und Erklärbarkeit der Algorithmen würden das Vertrauen in die automatisierte Entscheidungsfindung stärken und ärztliche Letztverantwortung ermöglichen. Zu beachten ist, dass Algorithmen nur so gut und unvoreingenommen sind wie die Daten, mit denen sie trainiert wurden. Sofern die Nutzung von KI absehbar zum Verlust von Fertigkeiten auf ärztlicher Seite führt („deskilling“), ist dem entgegenzuwirken, etwa durch verbesserte Ausbildung. Medizinethische Begleitforschung ist notwendig, um jene Aspekte des KI-Einsatzes zu identifizieren, die einer Regulierung bedürfen. Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass KI dem Menschen dient und sich seinen Bedürfnissen anpasst – nicht umgekehrt.