Erschienen in:
22.06.2016 | Schwerpunkt
Kulturelle Deutungen des Schmerzes in familienorientierten Gesellschaften
verfasst von:
Prof. Dr. rer. nat., Dr. phil., Dipl.-Psych. J. I. Kizilhan
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 4/2016
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Zusammenfassung
Patienten aus unterschiedlichen Kulturen, v. a. aus familienorientieren Gesellschaften wie im Nahen und Mittleren Osten, aber auch Süditalien oder Griechenland, haben ein anderes Verständnis von Schmerz und andere Heilungsvorstellungen, auch im Kontakt mit dem Behandler, als z. B. Patienten aus westlichen Gesellschaften. Die modernen multimodalen Therapieansätze berücksichtigen dies bisher nicht ausreichend. Das Schmerzerleben wird nicht auf einen Teil des Körpers beschränkt, sondern ganzheitlich körperbezogen gesehen. Der geringe Zugang der Patienten zu psychischen Beschwerden führt häufig zu chronischen Schmerzen oder anderen körperlichen Beschwerden. In der Behandlung und v. a. in der Therapeut-Patient-Beziehung ist es notwendig zu verstehen, welche Bedeutung den empfundenen Schmerzen beim Gestalten und Erleben zwischenmenschlicher Beziehungen zukommt. Der erkrankte Körper drückt die soziale, kollektive, ökonomische, migrationsgeschichtliche, psychische und kulturelle Befindlichkeit des Patienten aus. Deshalb ist bei der Behandlung von Patienten aus traditionellen Kulturen ein multimodal-interdisziplinärer und kultursensitiver Ansatz für eine effektive Schmerzbehandlung notwendig.