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Erschienen in: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 1/2019

26.11.2018 | Originalien und Übersichten

Lage – Krise – Katastrophe. Eine Konzeptualisierung biologischer Gefahrenlagen

verfasst von: Sven Sachse, Dr. Iris Hunger

Erschienen in: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz | Ausgabe 1/2019

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Zusammenfassung

Außergewöhnliche biologische Gefahrenlagen bedürfen einer adäquaten Vorsorgeplanung, wie u. a. der Ausbruch des Ebolafiebers in Westafrika 2014/2015 und die pandemische Influenza 2009/2010 gezeigt haben. Dazu gibt es in Deutschland eine Vielzahl unterschiedlicher Konzeptansätze unter Verwendung abweichender Kernbegrifflichkeiten, da verschiedene Akteure ressort- und länderübergreifend mit Vorsorgeplanungen befasst sind.
Im vorliegenden Beitrag wird eine einheitliche Definition für den Begriff der „außergewöhnlichen biologischen Gefahrenlage“ vorgeschlagen. Dazu wurden eine Literaturrecherche sowie semistrukturierte Experteninterviews mit Vertretern der zentralen Akteure durchgeführt. Der Begriff „außergewöhnliche biologische Gefahrenlage“ wurde von den Experten unterschiedlich verstanden; insgesamt konnten vier Konzeptansätze ermittelt werden, die die Einstufung einer Gefahrenlage als „außergewöhnlich“ ermöglichen. Diese können in einem übergreifenden systemorientierten Ansatz zusammengeführt werden, der auf die Bewältigungskapazität des Gesundheitssystems sowie auf im Ereignisfall bestehende Wissens- und Ressourcenmängel abstellt.
Basierend auf diesem Ansatz schlagen wir ein Stufenmodell zur Kategorisierung biologischer Gefahrenlagen in „Lage“, „Krise“, „schwere Krise“ und „Katastrophe“ vor. Die Notwendigkeit zentraler Koordination kann darin als bestimmendes Merkmal der „Außergewöhnlichkeit“ einer biologischen Gefahrenlage identifiziert werden. Aus der Identifizierung der konkret bestehenden Mängel lassen sich die erforderlichen Bewältigungsstrategien ableiten.
Fußnoten
1
Im Englischen wird in diesem Zusammenhang häufig von „high consequence infectious diseases“ gesprochen.
 
2
Die Dirty Dozen bezeichnet 12 biologische Agenzien, die als besonders relevant für bioterroristische Anschläge und biologische Kriegsführung gelten.
 
3
Der Begriff „Katastrophe“ wird hier im Sinne einer ressourcenbasierten Überforderungssituation verwendet. Definitionen des Begriffs „Katastrophe“ und rechtliche Folgen des Ausrufens eines Katastrophenfalls nach dem Katastrophenschutzrecht der Länder bleiben unberührt.
 
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Metadaten
Titel
Lage – Krise – Katastrophe. Eine Konzeptualisierung biologischer Gefahrenlagen
verfasst von
Sven Sachse
Dr. Iris Hunger
Publikationsdatum
26.11.2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz / Ausgabe 1/2019
Print ISSN: 1436-9990
Elektronische ISSN: 1437-1588
DOI
https://doi.org/10.1007/s00103-018-2846-4

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