Dass eine vaginale Geburt zu strukturellen Beckenbodenschäden führen kann, ist lange bekannt. Mit Magnetresonanztomographie (MRT) und dreidimensionalem Ultraschall können Levatordefekte sichtbar gemacht werden, größere Levatoravulsionen (Abriss des M. pubovisceralis vom unteren Schambeinast) können auch palpiert werden. Levatoravulsionen sind mit Beckenbodenproblemen, wie Belastungsinkontinenz, Gefühl der vaginalen Weite, Genitaldeszensus und erhöhtes Rezidivrisiko nach einer Beckenbodenoperation, assoziiert, teilweise mit lebenslangen Symptomen und starker Beeinträchtigung der Lebensqualität inklusive Sexualität. Zur Levatoravulsion kommt es bei 20–40 % der vaginalen Geburten. Risikofaktoren sind Forcepsentbindung (mehr als Vakuumextraktion), Primiparae > 35 Jahre, hintere Hinterhauptslage, Schulterdystokie, Geburtsgewicht > 4000 g, Länge der Austreibungsperiode und Fundusdruck (Kristeller-Handgriff). Wird eine mediolaterale Episiotomie notwendig, sollte diese in wenigstens 60 Grad von der Mittellinie geschnitten werden, da sonst der anale Sphinkter verletzt werden kann. Weitere Risikofaktoren sind Adipositas und Nikotinabusus, positive Familienanamnese und fehlende Beckenbodenkontraktion. Eine etablierte Therapie gibt es bisher nicht. Einige Avulsionen scheinen zu heilen, Beckenbodentraining zeigte keinen zusätzlichen Effekt. Eine operative Versorgung im Kreissaal ist nicht untersucht, und auch später gibt es noch keine überzeugenden, prospektiv untersuchten Techniken, obwohl Fallberichte über transvaginale, laparoskopische bzw. robotisch-assistierte Levatorrekonstruktionen existieren. Da sich die Therapie sehr schwierig gestaltet und die Symptome die Lebensqualität erheblich einschränken, muss die Prävention von Beckenbodenverletzungen größeren Raum einnehmen.