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Erschienen in: Der Urologe 3/2013

01.03.2013 | Originalien

Langzeiteffekte osteopathischer Behandlungen bei chronischer Prostatitis/chronischem Beckenschmerzsyndrom

5-Jahres-Follow-up einer randomisiert kontrollierten Studie und Überlegungen zum pathophysiologischen Kontext

verfasst von: S. Marx, D.O.® M.R.O. ®, U. Cimniak, M. Rütz, K.L. Resch

Erschienen in: Die Urologie | Ausgabe 3/2013

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Zusammenfassung

Hintergrund

Die Ätiologie von chronischer Prostatitis/chronischem Beckenschmerzsyndrom (CP/CPPS) ist immer noch unklar. Da kein pathologischer Befund vorliegt stellt die Diagnose CP/CPPS im Wesentlichen eine Ausschlussdiagnose dar. Funktionelle Störungen, sog. somatoforme Störungen, rücken in den Vordergrund. Die Osteopathie behandelt funktionelle Störungen des Bewegungsapparats samt seiner inneren Organe. Bislang wurde dieser Behandlungsmethode wenig Beachtung geschenkt. Deshalb sollte mit dem 5-jährigen Follow-up gezeigt werden, wie nachhaltig diese Therapieform bei ausschließlich manueller und sanfter Techniken, geringem Behandlungsumfang und somit überschaubaren Kosten wirkt.

Material und Methode

Das Ziel dieser Studie bestand darin zu untersuchen, ob eine Nachhaltigkeit osteopathischer Behandlungen selbst nach 5 Jahren nachzuweisen ist. Es handelt sich um eine randomisiert kontrollierte Studie von zunächst 5 Behandlungen, Follow-up nach 6 Wochen ohne Behandlung, Follow-up 1,5 Jahre später und nun Follow-up 5 Jahre später. Beim 5-jährigen Follow-up nahmen 19 von 20 Patienten der Verumgruppe teil. Die Kontrollgruppe wurde nicht befragt, da es unzumutbar wäre, Patienten 5 Jahre keine Therapie unterziehen zu lassen. Die Männer waren im Alter von 29–70 Jahren. Die Patienten wurden schriftlich aufgefordert die Fragebögen IPSS, NIH-CPSI und QOL nochmals auszufüllen und gesondert anzugeben, ob sie spezifisch für ihr Prostataproblem in osteopathischer Behandlung waren und wie oft sie sich haben behandeln lassen.

Ergebnisse

Die Follow-up-Messungen der Symptomatik der chronischen Prostatitis (NiH-CPSI), zeigten, dass diese sich weiter verbesserten, sowohl nach 1,5 Jahren (Intragruppendifferenz −1,8 Punkte; 95%-KI: −3,8–0,3), als auch nach 5 Jahren (Intragruppendifferenz −1,3 Punkte; 95%-KI: −3,4–0,8). Die Harntraktsymptomatik (IPSS) verbesserte sich statistisch signifikant (Intergruppendifferenz 8,9 Punkte; 95%-KI: 4,7–13,1; p < 0,0005). Zum 2. Follow-up nach 1,5 Jahren kam es zu einer weiteren Verbesserung (Intragruppendifferenz −2,2 Punkte; 95%-KI: −3,9–−0,4; p = 0,02). Dieses Ergebnis zeigte sich im 5-Jahres-Follow-up als konstant (Intragruppendifferenz 0,2 Punkte). Die Lebensqualität (QoL) der Symptome verbesserte sich im Vergleich der beiden Gruppen während der Studienphase statistisch signifikant (Intergruppendifferenz χ2: p < 0,005). Beim Follow-up nach 5 Jahren beantworteten 15 der 19 Patienten die Frage: „Wie würden Sie sich fühlen, wenn sich Ihre jetzigen Symptome beim Wasserlassen in Ihrem weiteren Leben nicht mehr ändern würden?“ mit „ausgezeichnet“ oder „zufrieden“. 11 Patienten hatten keine weitere osteopathische Behandlung in Anspruch genommen; 8 Patienten berichteten, dass sie 1- bis 8-mal seit dem 2. Follow-up (also innerhalb 3,5 Jahren) in osteopathischer Behandlung waren, teilweise jedoch eher prophylaktisch als durch Schmerzen bedingt.

Schlussfolgerung

Aufgrund der Nachhaltigkeit osteopathischer Behandlungen und deren geringen zeitlichen Aufwand sollte die Osteopathie als ernstzunehmende Therapie bei Patienten mit CP/CPPS gesehen werden. Die Patienten haben über die osteopathischen Behandlungen hinaus gelernt, in Eigenbehandlung ihre Symptome zu lindern oder gar zu eliminieren. Um auch vielen weiteren Betroffenen aus ihrem Dilemma zu helfen, wäre es wünschenswert, wenn mehr Urologen/Internisten die Osteopathie kennen würden, um sie den Patienten rechtzeitig anbieten zu können. Weitere Studien mit größeren Fallzahlen sollten folgen, um diese Ergebnisse zu erhärten.
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Metadaten
Titel
Langzeiteffekte osteopathischer Behandlungen bei chronischer Prostatitis/chronischem Beckenschmerzsyndrom
5-Jahres-Follow-up einer randomisiert kontrollierten Studie und Überlegungen zum pathophysiologischen Kontext
verfasst von
S. Marx, D.O.® M.R.O. ®
U. Cimniak
M. Rütz
K.L. Resch
Publikationsdatum
01.03.2013
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Die Urologie / Ausgabe 3/2013
Print ISSN: 2731-7064
Elektronische ISSN: 2731-7072
DOI
https://doi.org/10.1007/s00120-012-3075-3

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