Erschienen in:
01.01.2012 | Originalien
Langzeitergebnisse nach Kirschner-Draht-Osteosynthese distaler Radiusfrakturen
verfasst von:
PD Dr. W. Schneiders, J. Elenz, S. Rehberg, S. Rein, S. Rammelt, H. Zwipp, J. Heineck
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 1/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Von einigen Autoren wird die Kirschner-Draht-Osteosynthese (KDO) als veraltet und nicht mehr zeitgemäß beschrieben. Mit der vorliegenden Studie sollte geklärt werden, wie die Langzeitergebnisse nach KDO bei distalen Radiusfrakturen und wo die Grenzen der KDO sind.
Patienten und Methoden
Einhundert Patienten, deren distale Radiusfrakturen mit einer KDO behandelt wurden, stellten sich durchschnittlich 5,6 Jahre nach der operativen Versorgung zu einer Nachuntersuchung vor; das Ergebnis wurde nach dem Score von Gartland und Werley in der Modifikation nach Sarmiento und dem DASH-Score bewertet.
Ergebnisse
Nach der AO-Klassifikation (AO Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen) hatten 37 Patienten eine A-, 8 eine B- und 55 eine C-Verletzung. Bei 86% der Patienten wurde nach den oben genannten Scores gute bis sehr gute Behandlungsergebnisse festgestellt.
Die Patienten wurden in 2 Gruppen eingeteilt: Gruppe 1 mit Patienten, bei denen das distale Radiusfragment um <20° nach dorsal disloziert war und Gruppe 2, bei denen das distale Radiusfragment initial um >20° nach dorsal disloziert war. Nach der KDO wurde in beiden Gruppen nahezu eine physiologische Volarneigung der distalen Radiusgelenkfläche von 7,8 bzw. 6,4° erreicht.
Der sekundäre Korrekturverlust im Sinne einer erneuten dorsalen Abkippung der distalen Radiusgelenkfläche zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung betrug in Gruppe 2 durchschnittlich 8,3° und in Gruppe 1 1,6°. Der sekundäre Korrekturverlust war somit im Vergleich zu den Patienten, deren initiale dorsale Abkippung weniger als 20° betrug, signifikant erhöht (p <0,05). Funktionell bestand kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Patientengruppen. Bei 7 von 11 Patienten mit erhöhter sekundärer Sinterung (Gruppe 2) wurde im Rahmen der Nachbehandlung eine Osteoporose mittels Knochendichtemessung diagnostiziert. Sechs Patienten hatten einen oberflächlichen Pininfekt, 8 klagten über eine Dysästhesie im Bereich des R. superficialis des N. radialis. In 5 Fällen zeigte sich ein „complex regional pain syndrome“ (CRPS) Typ 1.
Schlussfolgerung
Die Anwendung der KDO bei distalen Radiusfrakturen muss differenziert erfolgen und darf nicht nur vom Frakturtyp abhängig gemacht werden. Wenn die Indikation für die KDO nur bei A- und C1-Frakturen gestellt wird, initial keine erhebliche Dorsalabkippung mit dorsaler Trümmerzone besteht und keine Kalksalzminderung vorliegt, erzielt die KDO zu 90% gute bis sehr gute Behandlungsergebnisse. In diesen Fällen ist die KDO ein der winkelstabilen Plattenosteosynthese ebenbürtiges Behandlungsverfahren.