Erschienen in:
14.09.2021 | Langzeitkontrazeption | Leitthema
Kontrazeption und Fertilität
Verhüten, bis es (fast) zu spät ist?
verfasst von:
Dr. med. Tanja Freundl-Schütt, Christian Gnoth
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
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Ausgabe 4/2021
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Zusammenfassung
Die Möglichkeit, Kontrazeption selbstständig und autonom zu praktizieren, ermöglicht zahlreichen Frauen und Paaren individuell gefühlte Freiheiten. Den Durchbruch schaffte die Pille mit ihrer Einführung am 01.06.1961. Oft wird über Jahre hinweg eine Kontrazeption mithilfe von Ovulationshemmern durchgeführt, bevor der Wunsch nach einem Kind den Wunsch nach Kontrazeption ablöst. Das Erstaunen, dass die Umsetzung des Kinderwunschs in vielen Fällen mit Schwierigkeiten verbunden ist, ist oft sehr groß. So suggeriert die tägliche Einnahme der Pille eine hohe Fruchtbarkeit an offenbar jedem Tag des Zyklus. Des Weiteren wird der natürliche Zyklus durch die Pilleneinnahme maskiert und das Wissen um die Abläufe im natürlichen Zyklus gerät in Vergessenheit. Eine mögliche Folge kann sein, dass Zyklusstörungen jahrelang nicht auffallen und erst in einem Alter bewusst wahrgenommen werden, in dem für die Umsetzung des Kinderwunschs nicht mehr viel Zeit bleibt. Relevant sind hierbei Störungen in Form von Oligo- bis hin zu Amenorrhö. Faktoren, die das Auftreten solcher Zyklusstörungen beeinflussen können, sind beispielsweise ein Syndrom polyzystischer Ovarien, Adipositas, Essstörungen im Sinne einer Anorexie, aber auch Bulimie sowie Leistungssport. Ziel muss es daher sein, allen Frauen und Männern frühzeitig – am besten im Teenager- und frühen Erwachsenenalter – ein Grundwissen über die natürliche Fertilität, physiologische Zyklusabläufe und den Einfluss des Alters auf die Fertilität zu vermitteln. Neben dem Elternhaus spielen hierbei die Schule und soziale Medien eine wichtige Rolle. Nur dann ist es der Frau und dem Paar selbstständig möglich, bei der Kontrazeption von heute auch die Reproduktion von morgen einzuplanen.