Erschienen in:
01.07.2016 | Schädel-Hirn-Trauma | Leitthema
Langzeitüberleben nach schwerem Trauma
verfasst von:
Prof. Dr. W. Mutschler, M. Mutschler, M. Graw, R. Lefering
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 7/2016
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Zusammenfassung
Sehr selten finden sich in deutschsprachigen unfallchirurgisch ausgerichteten Zeitschriften Publikationen zum Langzeitüberleben nach schwerem Trauma, obwohl die Kenntnis der Lebenserwartung und der Risikofaktoren für eine erhöhte Vorversterblichkeit sowohl für eine individuelle Hilfe als auch für ein Gesundheitswesen insgesamt wichtig sind. Da aus Deutschland hierzu keine verlässliche Daten vorliegen, haben wir Studien überwiegend aus USA und Australien analysiert, die die Lebenserwartung, Risikofaktoren und Prädiktoren für das Überleben bei den drei schwersten Verletzungen – Rückenmarksverletzungen, schweres Schädel-Hirn-Trauma und Polytrauma – herausgearbeitet haben. Ab dem 2. Unfalljahr war in allen drei Gruppen die Lebenserwartung signifikant und in vielen Aspekten valide quantifizierbar niedriger als bei der Normalbevölkerung. Sie war – erwarteterweise – vom Grad der Anfangsschädigung und dem Ausmaß der bleibenden Behinderung, daneben von Alter und Geschlecht abhängig. Während der medizinische Fortschritt in den letzten Jahrzehnten zu einer beachtlich geringeren Mortalität in der Akutphase geführt hat, ist dies im Langzeitverlauf überraschenderweise nicht der Fall: hier blieb der Trend über die letzten 30 Jahre unverändert. Daher sind neben einer intensiven Langzeitbetreuung der Schwerverletzten nach wie vor neue therapeutische Strategien zu suchen, wie wir den primären Schaden noch weiter begrenzen und v. a. ursächlich angehen können.