Mikroinvasive Verfahren haben sich in der Glaukomchirurgie etabliert und werden bevorzugt für Patienten mit nicht zu niedrigen Zieldruckwerten eingesetzt. Die Excimer-Laser-Trabekulotomie (ELT) stellt einen solchen minimal-invasiven Ansatz dar und kann mit einer Kataraktoperation kombiniert werden.
Ziel der Arbeit
Über 12 Monate wurden die Senkung des intraokularen Drucks (IOD), die Menge der drucksenkenden Lokaltherapie und das Auftreten unerwünschter Ereignisse mit dem neuen EliosTM-Verfahren (Elios Vision GmbH, Germering, Deutschland) anhand von Real-Life-Daten einer heterogenen Patientenpopulation, die eine ELT in Kombination mit einer Kataraktoperation (Phako-ELT) erhielt, analysiert.
Material und Methoden
Es wurden 20 Augen von 13 Patienten, die eine Phako-ELT erhalten haben, retrospektiv analysiert. Nach einer Standardphakoemulsifikation mit Hinterkammerlinsenimplantation wurden mit dem Excimer-Laser 10 Mikrokanäle angelegt. Die Patienten wurden über 12 Monate nachbeobachtet und der IOD, die drucksenkende Lokaltherapie und das Auftreten unerwünschter Ereignisse untersucht.
Ergebnisse
Das Durchschnittsalter lag bei 65 Jahren. Präoperativ betrug der IOD 17,5 (± 5,3) mm Hg. Die IOD-Senkung lag im Mittel bei 4,8 mm Hg (27,4 %, p < 0,001) am ersten postoperativen Tag, 3,2 mm Hg (18,3 %, p = 0,22) nach 6 Monaten und 2,5 mm Hg (14,3 %, p = 0,14) nach 12 Monaten. Die Drucksenker konnten von im Durchschnitt 3,2 (± 1,3) Wirkstoffen präoperativ auf 0,5 (± 0,9) an Tag 1 (p < 0,001), 1,9 (± 1,2) nach 6 Monaten (p = 0,008) und 2,2 (± 1,3) nach 12 Monaten (p = 0,013) reduziert werden.
Diskussion
In der hier untersuchten Kohorte ist die ELT in Kombination mit einer Kataraktoperation ein sicheres, minimal-invasives glaukomchirurgisches Verfahren, welches bei Patienten mit niedrigem Ausgangsdruck 1 Jahr postoperativ noch eine IOD-Senkung von 14,3 % aufweist, bei einer Reduktion der drucksenkenden Medikation um 1 Wirkstoff. Da bei der ELT kein Implantat zum Einsatz kommt und die Bindehaut unangetastet bleibt, sind Folgeeingriffe nicht beeinträchtigt und auch Filterkissenoperationen ohne Weiteres möglich.
Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Das Glaukom ist eine der häufigsten Erblindungsursachen, und eine konsequente Therapie ist essenziell, um eben dies zu verhindern. Heutzutage stehen minimal-invasive operative Verfahren zur Augeninnendrucksenkung zunehmend im Fokus. Die Excimer-Laser-Trabekulotomie stellt ein solches wenig invasives Verfahren dar, welches den Kammerwasserabfluss durch Anlegen von Mikrokanälen verbessert und gut mit einer Kataraktoperation kombiniert werden kann. In diesem Artikel werten wir Real-Life-Daten unseres Zentrums aus.
Hintergrund und Fragestellung
Der Hauptrisikofaktor einer Glaukomentstehung und -progression ist ein erhöhter Augeninnendruck [11]. Die aktuell einzige evidenzbasierte Möglichkeit, eine glaukomatöse Sehnervenschädigung zu verlangsamen, ist die Augeninnendrucksenkung [6, 7, 20]. Wenn die Tropftherapie nicht ausreicht, nicht vertragen wird oder der Wunsch der Augentropfenunabhängigkeit besteht, kommen Laserverfahren oder operative Interventionen zum Einsatz. Den größten Effekt haben hierbei filtrierende Verfahren oder Tubes [14]. Diese bergen allerdings ein höheres Risikoprofil (z. B. Hypotonien, Blutungen, Aderhautamotiones) und sind aufwendig in der Nachsorge für Arzt und Patient [14]. Aus diesem Grund haben sich die mikroinvasiven Verfahren in der Glaukomchirurgie (MIGS) etabliert und werden heutzutage bevorzugt für Patienten mit nicht zu niedrigen Zieldruckwerten eingesetzt.
Anzeige
Die Excimer-Laser-Trabekulotomie (ELT) stellt einen solchen minimal-invasiven Ansatz dar. Dabei werden ab interno im nasal-unteren Quadranten – dort wo sich die meisten Kollektorvenen befinden [10] – mit dem Excimer-Laser zehn 210 µm große Ostien im Bereich des Trabekelmaschenwerks und der inneren Wand des Schlemm-Kanals angelegt, um den physiologischen Kammerwasserabfluss zu erleichtern [8, 12, 23, 24]. Die ELT ist dabei gut geeignet, mit einer Kataraktoperation kombiniert zu werden [8, 16].
Knapp 9 % der Patienten, die Katarakt-operiert werden, haben ein Glaukom, und die ELT kann sowohl bei unzureichender Augeninnendrucksenkung unter Lokaltherapie als auch zur Tropfenreduktion eingesetzt werden [9].
Vorausgegangene klinische Studien mit der ersten Generation des ELT-Lasers zeigten heterogene Ergebnisse [4, 5].
Für das EliosTM-Verfahren (Elios Vision GmbH, Germering, Deutschland), der neuen Generation der ELT mit der FIDO®-Sonde (WEINERT Fiber Optics GmbH, Sonneberg, Deutschland), wurden verschiedene Veränderungen am Gerätedesign vorgenommen. Es gibt bislang jedoch nur wenige kontrollierte Studiendaten hierzu [21].
Anzeige
Daher war das Ziel unserer Studie, über 12 Monate die Senkung des intraokularen Drucks (IOD), die Menge der drucksenkenden Lokaltherapie und das Auftreten unerwünschter Ereignisse mit dem neuen EliosTM-Verfahren anhand von Real-Life-Daten einer heterogenen Patientenpopulation zu analysieren, die eine ELT in Kombination mit einer Kataraktoperation erhielt.
Studiendesign und Untersuchungsmethoden
Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie wurden Patienten, die zwischen November 2021 und Februar 2022 eine Kataraktoperation in Kombination mit einer Excimer-Laser-Trabekulotomie in unserer Klinik erhalten haben, analysiert. Die Studie wurde bewilligt von der Ethikkommission der Universität zu Lübeck (Aktenzeichen 2023-807). Eingeschlossen wurden Patienten, die präoperativ einen IOD von 10–32 mm Hg aufwiesen. Alle eingeschlossenen Patienten erreichten präoperativ ihren individuellen Zieldruck durch drucksenkende Lokaltherapie nicht oder wiesen Unverträglichkeiten auf. Es gab keine Vergleichsgruppe. Ein Auswaschen der IOD-senkenden Lokaltherapie erfolgte nicht. Wir konnten 20 Augen von 13 Patienten einschließen; 17 hatten ein primäres Offenwinkelglaukom und 3 ein Pseudoexfoliationsglaukom.
Alle Operationen wurden von der gleichen Operateurin (SwG) durchgeführt. Als Erstes wurden eine Standard-Clear-Cornea-Phakoemulsifikation und intrakapsuläre Intraokularlinsenimplantation durchgeführt. Danach wurde die Pupille durch Eingabe von Acetylcholinchlorid (Miochol®, Bausch & Lomb, Berlin, Deutschland) miotisiert und die Vorderkammer durch Eingabe eines Viskoelastikums (Healon®, Johnson & Johnson, Neuss, Deutschland) stabilisiert.
Unter gonioskopischer Kontrolle erfolgte zur Erleichterung des physiologischen Kammerwasserabflusses die Anlage von jeweils zehn 210 µm großen Mikrokanälen im Trabekelmaschenwerk und der inneren Wand des Schlemm-Kanals mit der FIDO®-Sonde (WEINERT Fiber Optics GmbH, Sonneberg, Deutschland) des Excimer-Lasers von Elios VisionTM (Elios Vision GmbH, Germering, Deutschland). Die Wellenlänge des verwendeten Lasers beträgt 308 nm, da die klassischen Excimer-Laser-Wellenlängen nicht über die lange Sondendistanz geführt werden können. Die Platzierung der Laserherde erfolgte im nasal-unteren Quadranten, da hier die meisten Kollektoren vorhanden sind. Die Mikrokanäle wurden zum Erreichen größerer Bezirke nicht linear im Trabekelmaschenwerk platziert. Gasbläschen (Bubbles) und Reflux aus dem Schlemm-Kanal zeigten die adäquate Platzierung an. Über die so angelegten Ostien wird der physiologische Kammerwasserabfluss erleichtert.
Am Ende der Operation wurde das Viskoelastikum abgesaugt, der Bulbus tonisiert, und die Parazentesen wurden gefreezt.
Die Nachbehandlung erfolgte mittels steroid- und antibiotikahaltiger Augentropfen und Augensalbe ausschleichend über 6 Wochen.
Statistik
Retrospektiv wurden die unerwünschten Ereignisse, der Visus, die Senkung des intraokularen Drucks (IOD) und die Menge der drucksenkenden Lokaltherapie präoperativ und postoperativ an Tag 1, Monat 6 und Monat 12 ausgewertet.
Für quantitative Variablen erfolgte die deskriptive Statistik mittels Mittelwertberechnung, Angabe der Standardabweichung und relativer Häufigkeit. Die Ergebnisse wurden als arithmetisches Mittel ± Standardabweichung angegeben.
Anzeige
Nach Prüfung auf Normalverteilung durch den Shapiro-Wilk-Test wurde der Wilcoxon-Test für verbundene Stichproben angewandt, um signifikante Unterschiede beim Visus, beim IOD und der Anzahl der drucksenkenden Lokaltherapie zu ermitteln.
p < 0,05 wurde als Signifikanzniveau festgelegt. Zur Berechnung oben genannter Tests wurde IBM SPSS Statistics 29 (SPSS Inc., Chicago, IL, USA) verwendet.
Zur Vorhersage der IOD-Senkung nach alleiniger Kataraktoperation wurde das von Leal et al. entwickelte Regressionsmodell [13] mit der Formel
verwendet und das Ergebnis mit den tatsächlich gemessenen Werten nach 12 Monaten verglichen.
Ergebnisse
In allen operierten Augen zeigten Gasblasen durch Gewebeabtrag des Lasers und umschriebene Refluxblutungen aus dem Schlemm-Kanal die korrekte Positionierung der Mikrokanäle an (Abb. 1).
Abb. 1
Die Gonioskopie intraoperativ zeigt „Bubbles“ und gelegentlich Refluxblutungen (schwarzer Pfeil) aus dem Schlemm-Kanal
Am ersten Tag postoperativ zeigte sich in allen Augen ein reizfreier Befund, lediglich in einem Fall bestand ein Hyphäma von 0,6 mm, welches zwecks zügiger Visusrehabilitation im Rahmen einer Vorderkammerspülung entfernt wurde. An Tag 1 zeigte sich in keinem Fall ein postoperativer Druckanstieg, und es zeigten sich keine Hypotonien.
Es wurden 20 Augen von 13 Patienten ausgewertet, davon waren 9 weiblich und 4 männlich. Das Durchschnittsalter lag bei 65 Jahren. Primäres Offenwinkelglaukom war mit 85 % die häufigste Diagnose, gefolgt vom Pseudoexfoliationsglaukom mit 15 %. Präoperativ betrug der IOD 17,5 (± 5,3) mm Hg, und es wurden im Mittel 3,2 (± 1,3) antiglaukomatöse Wirkstoffe als Lokaltherapie angewandt.
Am ersten postoperativen Tag lag der IOD durchschnittlich bei 12,7 (± 3,0) mm Hg (p < 0,001), nach 6 Monaten bei 14,3 (± 1,9) mm Hg (p = 0,22) und nach 12 Monaten bei 15,0 (± 3,2) mm Hg (p = 0,14). Damit betrug die IOD-Senkung im Vergleich zum präoperativen IOD im Mittel 4,8 mm Hg (27,4 %) am ersten postoperativen Tag (n = 20), 3,2 mm Hg (18,3 %) nach 6 Monaten (n = 15) und 2,5 mm Hg (14,3 %) nach 12 Monaten (n = 20, Abb. 2).
Abb. 2
Balkendiagramm zur Darstellung der IOD-Werte präoperativ, 1 Tag, 6 Monate und 12 Monate postoperativ (Mittelwert ± 1 Standardabweichung [SD]). Statistisch signifikante Werte sind durch * markiert
Unter Verwendung des oben genannten Regressionsmodells zur Vorhersage der IOD-Senkung nach alleiniger Kataraktoperation wurde eine zu erwartende IOD-Senkung von 4,0 % im Mittel berechnet.
Anzeige
Die Lokaltherapie konnte von im Durchschnitt 3,2 (± 1,3) Wirkstoffen präoperativ auf 0,5 (± 0,9) an Tag 1 (p < 0,001), 1,9 (± 1,2) nach 6 Monaten (p = 0,008) und 2,2 (± 1,3) Wirkstoffen nach 12 Monaten (p = 0,013) reduziert werden (Abb. 3). Dies entspricht einer Reduktion von 84,3 % am 1. postoperativen Tag, 40,6 % nach 6 Monaten und 31,3 % nach 12 Monaten.
Abb. 3
Balkendiagramm Anzahl der angewandten Wirkstoffe zur IOD-Senkung präoperativ, 1 Tag, 6 Monate und 12 Monate postoperativ (Mittelwert ± 1 SD). Statistisch signifikante Werte sind durch * markiert
Der LogMAR-Visus lag präoperativ bei 0,09 (± 0,11). Er fiel leicht ab auf 0,14 (± 0,36) am ersten postoperativen Tag und stieg danach auf 0,04 (± 0,06) nach 6 Monaten bzw. 0,06 (± 0,11) nach 12 Monaten an (Abb. 4). Signifikante Unterschiede zeigten sich dabei nicht.
Abb. 4
Balkendiagramm bestkorrigierter Visus (BCVA) präoperativ, 1 Tag, 6 Monate und 12 Monate postoperativ (Mittelwert ± 1 SD). Es zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede
Die neue Generation der Excimer-Laser-Trabekulotomie ist ein minimal-invasives glaukomchirurgisches Verfahren, das durch ab interno angelegte Mikrokanäle den Kammerwasserabfluss durch das Trabekelmaschenwerk in den Schlemm-Kanal erleichtert [15]. Die ELT eignet sich, bei Patienten mit frühen und mittleren Glaukomstadien in Kombination mit einer Kataraktoperation durchgeführt zu werden [16], was in unserer Studie bei allen eingeschlossenen Patienten der Fall war. Durch die Kombination mit der Kataraktoperation unterliegt der Patient keinem zusätzlichen allgemeinen Operationsrisiko, allerdings kann der drucksenkende Effekt der Kataraktoperation bei unserer Datenanalyse nicht separiert werden.
Histologische Untersuchungen nach ELT zeigen, dass der Excimer-Laser – im Gegensatz zum Argon-Laser, welcher für die Argon-Laser-Trabekuloplastik eingesetzt wird – mit einer Wellenlänge von 308 nm eine glatte Abtragungskante erzeugt und kaum thermische Nebeneffekte hat [25]. Dadurch soll die Vernarbungsreaktion im Trabekelmaschenwerk minimiert werden. Sowohl die Argon-Laser-Trabekuloplastik als auch die selektive Laser-Trabekuloplastik (SLT) verlieren mit der Zeit an Effekt [19]. Babighian et al. führten eine prospektive Studie durch, in der sie den 2‑Jahres-Erfolg nach ELT bzw. SLT verglichen. Dieser war mit 53 % bei der ELT höher als mit 40 % bei der SLT, jedoch war dieser Unterschied nicht signifikant [1]. Ein gewisser Verlust der ELT-Wirkung über die Zeit ist ebenfalls bekannt [3]. Der wahrscheinlichste Grund sind auch hier Vernarbungsreaktionen.
Es ist bekannt, dass eine Kataraktoperation allein ebenfalls den IOD senkt, was wir in unserer Studie nicht herausgerechnet haben. Unter Verwendung des von Leal et al. entwickelten Regressionsmodells [13] wären 4 % IOD-Senkung durch alleinige Kataraktoperation zu erwarten in unserer Kohorte. Studien zeigen für Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom eine durchschnittliche IOD-Senkung von ca. 7–13 % nach alleiniger Kataraktoperation [2, 13]. Die Senkung des IOD bei Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom scheint dabei proportional zu ihrem präoperativen IOD zu sein [17].
Wir konnten durchschnittlich 14,3 % IOD-Senkung (− 2,5 mm Hg) bei Reduktion der antiglaukomatösen Lokaltherapie um 1,0 Wirkstoffe nach Phako-ELT nach einem Jahr beobachten. Die IOD-Senkung fällt damit etwas höher aus als die in der Literatur beschriebene IOD-Senkung nach alleiniger Kataraktoperation, aber deutlich höher als die zu erwartende IOD-Senkung nach Kataraktoperation anhand des Regressionsmodells. Die IOD-Senkung nach 12 Monaten war in unserer Studie allerdings nicht signifikant im Gegensatz zur Reduktion der lokalen Antiglaukomatosa.
Unsere Untersuchungen zeigen eine geringere IOD-Senkung als die 1‑Jahres-Ergebnisse von Töteberg-Harms et al., die eine Senkung des IOD von 37,70 % (− 8,79 mm Hg) bei Tropfenreduktion um 0,79 Wirkstoffe berichteten [23]. Ursache hierfür dürfte der deutlich niedrigere Ausgangs-IOD von 17 mm Hg in unserer Studie im Vergleich zu dieser Studie von Töteberg-Harms et al. mit 25,33 mm Hg sein [23]. Dieser niedrige Ausgangs-IOD bei unserer Studienpopulation ist darauf zurückzuführen, dass wir die ELT auch zur Tropfenreduktion einsetzten und die Medikamente präoperativ nicht ausgewaschen haben. Wie bereits von der SLT bekannt ist [19], ist auch der Effekt der ELT geringer bei niedrigerem präoperativem IOD.
Bei einem präoperativen IOD von 19 mm Hg wurden ein Jahr nach Phako-ELT eine IOD-Senkung von 21 % (− 4,0 mm Hg) und eine Reduktion der Drucksenker um 1 Wirkstoff gezeigt [24].
Bei einem direkten Vergleich einer Gruppe mit präoperativem IOD ≤ 21 mm Hg und einer Gruppe mit IOD > 21 mm Hg zeigte sich für die Gruppe mit präoperativem IOD von > 21 mm Hg eine signifikant größere IOD-Senkung nach Phako-ELT von 36,6 % (−9,5 mm Hg) bei einer Reduktion der Drucksenker um 0,7 Wirkstoffe, wohingegen die Gruppe mit dem niedrigen präoperativen IOD nur eine IOD-Senkung von 11,5 % (−1,9 mm Hg) bei einer Reduktion der drucksenkenden Lokaltherapie um 1,1 Wirkstoffe nach einem Jahr postoperativ zeigte [22]. Dies ist vergleichbar mit unseren Patienten, welche – abgesehen von 2 Ausnahmen – einen Ausgangs-IOD von ≤ 21 mm Hg hatten und eine 14,3 %ige (−2,5 mm Hg) IOD-Senkung 1 Jahr postoperativ aufwiesen.
Für die Phako-ELT wurde nach 4 Jahren eine stabile Reduktion des IOD von im Median 19 auf 14 mm Hg und der Drucksenker von 2 auf 1 Wirkstoff beobachtet [24]. Riesen et al. führten eine retrospektive Langzeitstudie über 8 Jahre durch und konnten bei einem durchschnittlichen präoperativen IOD von 19,3 mm Hg eine IOD-Senkung von 20,2 % (−3,9 mm Hg) zeigen bei gleichzeitiger Reduktion der drucksenkenden Lokaltherapie von 2,3 auf 2,1 [18]. Schwerwiegende Komplikationen wie beispielsweise eine Endophthalmitis traten genau wie in unserer Studie nicht auf. Die häufigsten initial gesehenen leichten Komplikationen bei Riesen et al. waren ein korneales Ödem, Descemet-Falten und ein Hyphäma [18]. Bei uns trat lediglich ein Hyphäma (0,6 mm) auf, weitere postoperative Komplikationen beobachteten wir nicht.
Erwähnenswert ist, dass bei Riesen et al. in den 8 Jahren Nachbeobachtung in 25,5 % der Fälle eine weitere Operation zur Senkung des Augeninnendrucks erforderlich war. Am häufigsten wurde dafür eine Zyklophotokoagulation oder eine SLT eingesetzt. Wenige Patienten benötigten eine Trabekulektomie, und lediglich ein Patient erhielt eine Ahmed-Valve [18]. Da bei der ELT kein Implantat zum Einsatz kommt und die Bindehaut unangetastet bleibt, sind Folgeeingriffe nicht beeinträchtigt und auch Filterkissenoperationen ohne Weiteres möglich. Von unseren Patienten benötigte keiner einen Folgeeingriff im Nachbeobachtungszeitraum von 1 Jahr. Die Limitationen dieser Studie liegen jedoch im retrospektiven Design, im Fehlen einer Kontrollgruppe und einer geringen Patientenanzahl.
Wir zeigen in unserer Studie, dass die Excimer-Laser-Trabekulotomie ein sicheres, minimal-invasives glaukomchirurgisches Verfahren ist, welches bei Patienten mit niedrigem Ausgangsdruck 1 Jahr postoperativ noch eine IOD-Senkung von 14,3 % aufweist bei einer Reduktion der drucksenkenden Medikation um 1 Wirkstoff. Bei der Planung des Eingriffs ist daher zu beachten, dass bei niedrigeren Ausgangsdrücken auch die proportionale IOD-Senkung nach ELT geringer ist als bei höheren Ausgangsdrücken.
Die Vorteile der ELT liegen in der guten Kombinierbarkeit mit der Kataraktchirurgie, sodass der Patient keinen zusätzlichen Eingriff benötigt, sowie in der Schonung der Bindehaut für potenzielle spätere filtrierende Eingriffe. Daher ist auch die geringere IOD-Senkung im Vergleich zu anderen Eingriffen akzeptabel. Auch das Fehlen eines Implantats spielt für bestimmte Patientenpopulationen eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Eine weitere Indikation für die ELT kann die Tropfenreduktion bei Unverträglichkeit oder Malcompliance darstellen. Auch um die Zeit bis zur filtrierenden Operation zu überbrücken oder zu verlängern, kann die ELT eingesetzt werden.
Erreicht werden können IOD-Werte in den mittleren Zehnern [18, 22‐24], sodass die Zielgruppe leichte bis mittelschwere Glaukomstadien, bevorzugt mit Ausgangsdrücken > 21 mm Hg, sind. Entscheidend für die Drucksenkung scheint der präoperative IOD zu sein, denn auch die prozentuale IOD-Senkung ist größer bei höherem Ausgangsdruck [22].
Weitere Analysen zur Optimierung der Patientenselektion, eine höhere Patientenanzahl und eine längere Nachbeobachtung sind in Planung.
Fazit für die Praxis
Die Excimer-Laser-Trabekulotomie (ELT) in Kombination mit Kataraktoperation ist ein risikoarmes Verfahren, das zur Senkung des intraokularen Drucks führen bzw. die Anzahl der drucksenkenden Medikamente reduzieren kann.
Die ELT ist ein minimal-invasives, „Bindehaut-sparendes“ Verfahren, das ohne Implantat auskommt und die Option auf Folgeeingriffe nicht beeinträchtigt.
Weitere Analysen zur Optimierung der Patientenselektion und mit größerer Patientenanzahl sind in Planung.
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt
S. Grisanti ist Beraterin für Elios vision, Glaukos und iStar Medical. S. Gniesmer und S.R. Sonntag geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Alle beschriebenen Untersuchungen am Menschen wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethikkommission durchgeführt.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Babighian S, Caretti L, Tavolato M et al (2010) Excimer laser trabeculotomy vs 180 degrees selective laser trabeculoplasty in primary open-angle glaucoma. A 2-year randomized, controlled trial. Eye (Lond) 24(4):632–638CrossRefPubMed
2.
Chen PP, Lin SC, Junk AK et al (2015) The Effect of Phacoemulsification on Intraocular Pressure in Glaucoma Patients. Ophthalmology 122(7):1294–1307CrossRefPubMed
3.
Deubel C, Böhringer D, Anton A et al (2021) Long-term follow-up of intraocular pressure and pressure-lowering medication in patients following Excimer laser trabeculotomy. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 259(4):957–962CrossRefPubMed
4.
Deubel C, Böhringer D, Anton A et al (2021) Long-term follow-up of intraocular pressure and pressure-lowering medication in patients following Excimer laser trabeculotomy. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 259(4):957–962CrossRefPubMed
5.
Durr GM, Töteberg-Harms M, Lewis R et al (2020) Current review of Excimer laser Trabeculostomy. Eye Vis (lond) 7:24CrossRefPubMed
6.
Epstein DL, Krug JH, Hertzmark E et al (1989) A long-term clinical trial of timolol therapy versus no treatment in the management of glaucoma suspects. Ophthalmology 96(10):1460–1467CrossRefPubMed
7.
Heijl A, Leske MC, Bengtsson B et al (2002) Reduction of intraocular pressure and glaucoma progression: results from the Early Manifest Glaucoma Trial. Arch Ophthalmol 120(10):1268–1279CrossRefPubMed
8.
Herdener S, Pache M (2007) Minimal-invasive Glaukomchirurgie: Excimer-Laser-Trabekulotomie. Ophthalmologe 104(8):730–732CrossRefPubMed
9.
Hughes R, Aristodemou P, Sparrow JM et al (2023) Surgeon effects on cataract refractive outcomes are minimal compared with patient comorbidity and gender: an analysis of 490 987 cases. Br J Ophthalmol 107(4):488–494CrossRefPubMed
10.
Johnstone M, Xin C, Tan J et al (2021) Aqueous outflow regulation—21st century concepts. Prog Retin Eye Res 83:100917CrossRefPubMed
11.
Jonas JB, Aung T, Bourne RR et al (2017) Glaucoma. Lancet 390(10108):2183–2193CrossRefPubMed
12.
Jozic L, Magner J, Funk J et al (2020) Success of combined cataract extraction plus excimer laser trabeculotomy exceeds that of combined ab interno trabeculectomy with the trabectome or cataract extraction alone. Int Ophthalmol 40(3):529–537CrossRefPubMed
13.
Leal I, Chu CJ, Yang YY et al (2020) Intraocular Pressure Reduction After Real-world Cataract Surgery. J Glaucoma 29(8):689–693CrossRefPubMed
14.
Lim R (2022) The surgical management of glaucoma: A review. Clin Exp Ophthalmol 50(2):213–231CrossRefPubMed
15.
Moreno-Valladares A, Puerto Amorós N, Mendez Llatas M et al (2021) Combined excimer laser trabeculostomy and phacoemulsification: One year follow-up real world data of a laser-based MIGS. Arch Soc Esp Oftalmol 96(12):631–639PubMed
16.
Pache M, Wilmsmeyer S, Funk J (2006) Laserchirurgie und Glaukom: Excimer-Laser-Trabekulotomie. Klin Monbl Augenheilkd 223(4):303–307CrossRefPubMed
17.
Poley BJ, Lindstrom RL, Samuelson TW et al (2009) Intraocular pressure reduction after phacoemulsification with intraocular lens implantation in glaucomatous and nonglaucomatous eyes: evaluation of a causal relationship between the natural lens and open-angle glaucoma. J Cataract Refract Surg 35(11):1946–1955CrossRefPubMed
18.
Riesen M, Funk J, Töteberg-Harms M (2022) Long-term treatment success and safety of combined phacoemulsification plus excimer laser trabeculostomy: an 8‑year follow-up study. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 260(5):1611–1621CrossRefPubMed
19.
Schlote T (2017) Stellenwert der selektiven Lasertrabekuloplastik (SLT). Klin Monbl Augenheilkd 234(11):1362–1371CrossRefPubMed
20.
Schulzer M, Drance SM, Douglas GR (1991) A comparison of treated and untreated glaucoma suspects. Ophthalmology 98(3):301–307CrossRefPubMed
21.
Toeteberg-Harms M, Vasella B, Hommayda S Meier-Gibbons F Combined cataract surgery plus and excimer laser trabeculostomy for primary open-angle glaucoma pseudoexfoliative glaucoma, 12m results. Presented at: The American Society of Cataract and Refractive Surgery (ASCRS) 2023 Annual
22.
Töteberg-Harms M, Hanson JVM, Funk J Cataract Surgery combined with excimer laser trabeculotomy to lower intraocular pressure: effectiveness dependent on preoperative IOP
23.
Töteberg-Harms M, Ciechanowski PP, Hirn C et al (2011) 1‑Jahres-Ergebnisse nach kombinierter Kataraktoperation und Excimer-Laser-Trabekulotomie bei erhöhtem Intraokulardruck. Ophthalmologe 108(8):733–738CrossRefPubMed
24.
Töteberg-Harms M, Wachtl J, Schweier C et al (2017) Langzeiterfolg von kombinierter Phakoemulsifikation plus Trabekulektomie im Vergleich zu Phakoemulsifikation plus Excimer-Laser-Trabekulotomie. Klin Monbl Augenheilkd 234(4):457–463PubMed
25.
Walker R, Specht H (2002) Theoretische und physikalische Aspekte der Excimer-Laser-Trabekulotomie (ELT) ab interno mit dem AIDA-Laser mit einer Wellenlänge von 308 nm. Biomed Tech (berl) 47(5):106–110CrossRefPubMed
Bis 2050 wird etwa jedes dritte Kind in Europa kurzsichtig sein [1]. Zur Vermeidung sehkraftgefährdender Folgekomplikationen ist die Progressionsverlangsamung der pädiatrischen Myopie* – z. B. mit niedrig dosiertem Atropin – von zentraler Bedeutung [2,3].