Vermeintlich lebergesund: Fast jeder Zehnte mit Fibrose?

In der erwachsenen Bevölkerung ohne bekannte Lebererkrankung ist offenbar der Anteil derjenigen mit einer Fibrose des Organs relativ hoch. Dies geht aus einer spanischen Studie hervor, in der die Steifigkeit der Leber nicht invasiv gemessen wurde und in der der Anteil bei 10% lag. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Wie hoch der Anteil derjenigen in der Allgemeinbevölkerung ist, bei denen eine Lebererkrankung nicht bekannt ist, die aber eine Leberfibrose haben, ist nicht klar. Um die Prävalenz der Fibrose als Risikofaktor für eine Zirrhose bei Erwachsenen zu ermitteln, untersuchten deshalb jetzt spanische Ärzte um Dr. Llorenç Caballería von der Universität in Barcelona mit der transienten Elastografie mehr als 3000 lebergesunde Erwachsene aus dem Norden der katalanischen Stadt. Die Studienteilnehmer waren zwischen 18 und 75 Jahre alt und waren anhand von Hausarzt-Registerdaten unter mehr als 160.000 Einwohnern ausgewählt worden. Ausgeschlossen wurden Patienten mit einer Lebererkrankung in der Vorgeschichte. Weitere Ausschlusskriterien waren unter anderem Malignome, schwere Herzerkrankungen, COPD und Nierenkrankheiten. Drei Cut-off-Werte für erhöhte Lebersteifigkeit Die transiente Elastografie erfolgte mit dem System Fibroscan® 402 des französischen Unternehmens Echosens, und zwar am rechten Leberlappen, nachdem die Teilnehmer mindestens sechs Stunden nüchtern waren. Für die Untersuchung stand ausschließlich die M-Sonde zur Verfügung. Primärer Endpunkt der Studie war die Prävalenz der Leberfibrose, wobei zunächst als Cut-off-Wert für eine erhöhte Lebersteifigkeit ≥ 6,8 Kilo-Pascal (kPa) definiert worden war. Im Lauf der Studie wurden zwei weitere Werte ergänzt: 8,0 und 9,0 kPa. In früheren größeren Studien hatten sich diese Werte als Marker für eine signifikante Leberfibrose entpuppt, vor allem bei Patienten mit NAFLD (nichtalkoholische Fettlebererkrankung). Die NAFLD kommen weltweit bei geschätzt jedem Vierten vor. Wie die Ärzte berichten, stellten sie eine höhte Lebersteifigkeit (≥ 6,8 kPa) bei 9% der Studienteilnehmer fest. Wurden die beiden höheren Cut-off-Werte zugrunde gelegt, lag der Anteil bei 5,8% bzw. 3,6%. Die durchschnittliche Lebersteifigkeit betrug 5 kPa. Nach einer multivariaten Analyse stellte sich heraus, dass mehrere Faktoren mit einer erhöhten Lebersteifigkeit assoziiert waren, darunter männliches Geschlecht, abdominelle Adipositas, Typ-2-Diabetes sowie erhöhte Leberwerte (AST/ALT). Blieben für die Berechnung Patienten mit einem hohen Alkoholkonsum oder anti-HCV- bzw HBsAg-positive unberücksichtigt, errechnete sich der Anteil derjenigen mit erhöhter Lebersteifigkeit zu 8,3%, 5,3% und 3,3% unter den Cut-off-Werten 6,8, 8,0 bzw. 9,0 kPa. Einige Patienten wurden auch biopsiert Insgesamt 300 Studienteilnehmern war auch eine Leberbiopsie angeboten worden, 92 von ihnen stimmten zu. Bei 81 Teilnehmern diagnostizierten die Ärzte eine NAFLD und bei sieben eine alkoholische Lebererkrankung. Bei den übrigen vier Patienten gab es keine histologischen Auffälligkeiten. Im Vergleich zu Teilnehmern ohne Biopsie war die Lebersteifigkeit in dieser Gruppe leicht erhöht. Je stärker ausgeprägt schließlich eine Fibrose war, umso höher war die Lebersteifigkeit. Sie nahm von 8,4 kPa im Frühstadium auf mehr als 30 kPa im Endstadium F4 der Fibrose zu. Ausgehend von diesen Studienergebnissen schätzen die Ärzte, dass die Prävalenz der Leberfibrose (F2–F4) in der europäischen weißen Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 75 Jahren, bei denen keine Lebererkrankung bekannt ist, bei 2,6% liegen müsste, die Prävalenz einer Leberzirrhose bei 0,4%. Ihrer Hochrechnung zufolge lebten 2016 mit einer Gesamtbevölkerung von 738 Millionen Menschen in Europa etwa zehn Millionen Bürger ohne bekannte Lebererkrankung mit einer Leberfibrose und etwa 1,5 Millionen mit einer „stillen“ Zirrhose. Einschränkend weisen die Ärzte darauf hin, dass für die elastografischen Untersuchungen ausschließlich M-Sonden zur Verfügung standen. XL-Sonden, die spezielle für Patienten mit ausgeprägter Adipositas entwickelt wurden, waren nicht verfügbar. An der Studie hatten fast 1000 Erwachsene mit einem BMI ≥ 30 kg/m2 teilgenommen. 1485 Teilnehmer, also jeder Zweite, hatte eine abdominelle Adipositas. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch ist der Anteil der erwachsenen Bevölkerung ohne Leberkrankung mit einer Leberfibrose? Antwort: In der Bevölkerung im Norden von Barcelona betrug der Anteil zwischen 3,6% und 9%, je nach Wahl des Cut-off-Wertes bei der transienten Elastografie. Bedeutung: Elastografie könnte eines Tages als Screening auf Leberfibrose genutzt werden, was jedoch noch in prospektiven Studien geprüft werden muss. Einschränkung: Es wurden in den Elastrografieuntersuchungen nur M-Sonden verwendet, die für Adipöse schlechter geeignet sind.

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