Erschienen in:
11.11.2021 | Hepatozelluläres Karzinom | Leitthema
Diabetestherapie bei fortgeschrittenen Lebererkrankungen und Leberzirrhose
verfasst von:
Prof. Dr. Jörg Bojunga, Prof. Dr. Mireen Friedrich-Rust
Erschienen in:
Die Diabetologie
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Ausgabe 1/2022
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Zusammenfassung
Chronische Lebererkrankungen (CLD) und Leberzirrhose (LCI) können sowohl Ursache als auch Folge eines Diabetes mellitus Typ 2 (DM2) sein. Mit Zunahme dessen globaler Prävalenz ist auch eine steigende Zahl von Patienten mit CLD und LCI zu erwarten. Eine angemessene Blutzuckerspiegeleinstellung ist essenziell, um ein Fortschreiten der Lebererkrankungen und das Auftreten kardiovaskulärer und renaler Komplikationen zu vermeiden. Insbesondere bei fortgeschrittener CLD und LCI ist ein profundes Wissen bezüglich der Antidiabetika für deren sichere und effektive Anwendung erforderlich. Ein wichtiges Ziel der Diabetestherapie spezifisch bei CLD ist die Vermeidung eines Fortschreitens der Lebererkrankung sowie der Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC). Zahlreiche Antidiabetika sollten bei fortgeschrittener Leberzirrhose, ausgeprägter Lebersynthesestörung und beim Risiko für eine Dekompensation nicht eingesetzt werden. Viele Antidiabetika erfordern bei CLD zudem eine Dosisanpassung und eine engmaschige Überwachung.
Metformin, DPP-4‑I (DPP‑4: Dipeptidylpeptidase‑4, I: Inhibitoren) und SGLT-2‑I (SGLT: „sodium glucose linked transporter“) können allein oder in Kombination bei Child-A-Leberzirrhose und mit Vorsicht bei Child-B-LCI angewandt werden. Rezeptoragonisten des „glucagon-like peptide 1“ (GLP-1-RA) bieten ein günstiges Risikoprofil und können allein oder in Kombination mit Metformin, SGLT-2‑I oder beiden sowie in Kombination mit Insulin eingesetzt werden. Die Insulintherapie sollte nicht zu früh begonnen und einfache Therapieschemata sollten komplexen vorgezogen werden.
In diesem Übersichtsartikel wird die Therapie eines DM2 bei Vorliegen einer CLD behandelt.