Erschienen in:
31.08.2017 | Schädel-Hirn-Trauma | Übersicht
Leichtes Schädel-Hirn-Trauma
Eine unterschätzte Verletzung?
verfasst von:
PD Dr. M. Strowitzki
Erschienen in:
Trauma und Berufskrankheit
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Sonderheft 1/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
In Deutschland erleiden pro Jahr geschätzt ca. 250.000 Menschen ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma. Es definiert sich als Folge einer Gewalteinwirkung, die zu einer Funktionsstörung und/oder Verletzung des Gehirns geführt hat über einen Glasgow-Coma-Scale-Wert von 13 bis 15.
Fragestellung
Definition, Behandlungsoptionen und Prognose des leichten Schädel-Hirn-Traumas werden vorgestellt.
Material und Methoden
Es erfolgt die Analyse des aktuellen Stands der Wissenschaft nach eigener Erfahrung und Literaturrecherche.
Ergebnisse
In der Anfangsphase kann es sich um eine dynamische Störung handeln, sodass eine Krankenhauseinweisung zur genauen Überwachung empfohlen wird. Therapeutisch sollten in den ersten Tagen v. a. äußere Reize durch Abschirmung und Ruhe minimiert werden. Bis zur Symptomfreiheit sollte weder physische noch mentale Aktivität erfolgen. Bei anhaltenden Beschwerden muss eine umfassende Diagnostik eingeleitet werden. Zwar kehrt die Mehrzahl der Betroffenen nach 3 bis 6 Monaten an den vorherigen Arbeitsplatz zurück, es kann aber zu einer Chronifizierung von Beschwerden kommen, dem sog. „chronischen postkommotionellen Syndrom“ (PCS) mit teils unspezifischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel, kognitiven Störungen, Reizbarkeit etc. Risikofaktoren für die Entwicklung eines PCS können u. a. ein niedriges Bildungsniveau sowie Schwindel und Erbrechen in der Primärsituation sein.
Diskussion
Das leichte Schädel-Hirn-Trauma wird oft unterschätzt. Es können sich chronische Beschwerden entwickeln, die über Jahre nachweisbar sind und die Rückkehr zum alten Arbeitsplatz verhindern. Daher sollten alle Betroffenen durch eine einfache Fragebogenabfrage nach 3 Monaten gescreent und bei Auffälligkeiten einer ausgiebigen Diagnostik im Rahmen des Brain-Check-Programms zugeführt werden, das von den BG-Kliniken angeboten wird.