Erschienen in:
21.06.2018 | Shouldice | Kommentar
HerniaSurge: internationale Leitlinie zur Therapie der Leistenhernie des Erwachsenen
Kommentar der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Hernie (CAH/DGAV) und der Deutschen Herniengesellschaft (DHG) zu den wichtigsten Empfehlungen
verfasst von:
PD Dr. med. D. Weyhe, J. Conze, A. Kuthe, F. Köckerling, B. J. Lammers, R. Lorenz, H. Niebuhr, W. Reinpold, K. Zarras, R. Bittner
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 8/2018
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Zusammenfassung
Operationstechniken
In der HerniaSurge-Leitlinie besteht die höchste Evidenz hinsichtlich einer starken Empfehlung für netzbasierte Operationstechniken. Diese Evidenz gilt gleichermaßen für das Lichtenstein-Verfahren wie für die minimal-invasiven Verfahren TEP/TAPP. Bei diskret symptomatischen oder asymptomatischen Leistenhernien kann unter Berücksichtigung des Gesundheitszustandes und der sozialen Umstände „watchful waiting“ eine Option sein. Femoralhernien werden dagegen zeitnah mit Netzeinlage versorgt. Favorisiert werden zudem laparoendoskopische Techniken. Die Shouldice-Reparation erreicht von den Nahtverfahren die geringsten Rezidivraten und kann unter geeigneter Indikationsstellung, oder wenn der Patient keine Netzverstärkung wünscht, eine akzeptable Alternative darstellen. In diesem Fall sollte eine ausführliche Aufklärung erfolgt sein.
Netzwahl
Über das Komplikationspotenzial von Kunststoffnetzen sollte aufgeklärt werden. Das Flächengewicht gilt nicht mehr als geeigneter Parameter zur Klassifizierung von Kunststoffimplantaten und wird für die Netzauswahl nicht mehr empfohlen. Großporige (>1–1,5 mm), monofile Implantate besitzen das beste Integrationspotenzial und sollten eine Reißfestigkeit von etwa 16 Nm2 besitzen. Eine traumatische Netzfixierung wird nur noch bei großen medialen Hernien (M3-EHS) empfohlen. Primär nicht empfohlen werden Plug & Patch, doppelschichtige Kunststoffimplantate (z. B. PHS-System) oder andere dreidimensionale Devices, da hierdurch sowohl die anteriore wie auch die posteriore planare Schicht tangiert werden und die komplementäre Operationstechnik im Rezidivfall erschwert werden könnte. Zudem sind die höheren Kosten zu berücksichtigen.
Peri- und postoperative Aspekte
Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei offenen Reparationsverfahren wird nur noch bei Patienten mit erhöhtem Infektionsrisiko empfohlen. Bei laparoendoskopischen Verfahren sollte eine Antibiotikaprophylaxe nicht erfolgen oder nur mit allergrößter Zurückhaltung eingesetzt werden. Eine sorgfältige Präparation reduziert chronische Leisten- und Hodenschmerzen. Bei Interferenz von Netz und Nerv kann dieser reseziert werden. Eine Rückkehr zur täglichen Aktivität wird innerhalb von 3 bis 5 Tagen empfohlen.
Qualitätssicherung
Die Dokumentation der Patientendaten sollte durch den Aufbau von Hernienregistern zur Qualitätssicherung und Entwicklung weiterer Therapieoptionen erfolgen. Die Implementierung der Leitlinien wird dabei von HerniaSurge unterstützt.