Erschienen in:
12.01.2018 | Lichen ruber | Einführung zum Thema
Lichenoide Erkrankungen
verfasst von:
Univ.- Prof. Dr. T. Vogt, Prof. Dr. M. Goebeler
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 2/2018
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Auszug
Den Begriff Lichen, Flechte, beschreibend und vergleichend mit Flechten in der freien Natur für Hauterkrankungen heranzuziehen, erscheint uns heute selbstverständlich und allzu naheliegend – und doch, es bedurfte eines Mitbegründers unserer Fachdisziplin, der den Begriff Lichen vielleicht nicht als Erster aus der Biologie ausborgte, aber zumindest als Erstbeschreiber des Lichen planus diese prototypisch papulöse, zur lichenoiden Konfluenz neigende Dermatose mit all ihren Facetten fest im kollektiven Bewusstsein der dermatologischen Welt verankerte: Sir Erasmus Wilson. Sein maßgebliches Werk Diseases of the skin – a system of cutaneous medicine wurde 1868 aufgelegt. Wilson war Dermatologe und Chirurg – wie die meisten von uns heute. Er wurde von Queen Victoria 1881 geadelt ob seiner wissenschaftlichen Meriten. Geboren wurde Wilson 1809, also im selben Jahr wie Charles Darwin, dessen legendäres Werk On the origin of species 1859 erschien, also rund 10 Jahre vor Wilsons Werk. Nicht auszuschließen ist, dass Darwin und Wilson sich kannten und sich in den vornehmen Gelehrtenkreisen der Royal Society begegneten, auch ist es denkbar, dass sich Wilson in der Anlage eines Systems der Hauterkrankungen an Darwins Methoden, dem morphologischen Vergleich als Ordnungsprinzip, orientierte. Dermatologie, Botanik, Vogelkunde und andere Disziplinen haben hier einiges gemeinsam – das 19. Jahrhundert war nach der Aufklärung und Französischen Revolution geprägt von der wissenschaftlichen Erschließung der Welt, dazu gehörte gerade auch, Ordnungen herauszuarbeiten und Verwandtschaftsbeziehungen zu erschließen und zu begreifen. …