In modernen Gesellschaften sehen sich die Menschen immer mehr im Stande, ihre Lebensumständeselbst zu gestalten. Das Wort „Schicksal“ steht nicht hoch im Kurs. Dies gilt auchfür Krankheiten und selbst für den Zeitpunkt des Todes. Moderne Menschen machen sichund andere für ihre Gesundheit in steigendem Maße selbst verantwortlich. Die Soziologieist als Wissenschaft zwar ein Kind der Moderne. Sie macht allerdings darauf aufmerksam,dass die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung oder eines relativ frühzeitigen Todes keineswegsnur eine Frage des individuellen Verhaltens ist. Die Morbiditäts- und Mortalitätsrisikender Menschen sind auch ganz wesentlich von ihrer Stellung in gesellschaftlichenStrukturen geprägt, mehr als viele Menschen dies wahrhaben wollen. Diese Strukturen sindaber im Grunde von Menschen gemacht und daher auch veränderbar. Insofern trifft dieVermutung modernen Denkens, der Mensch sei Herr seiner Geschicke, im Prinzip durchauszu. Aber die Einzelnen können an diesen krank machenden oder gesund erhaltenden Strukturenkurzfristig oft nur wenig ändern.
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Hradil, S. (2009). Was prägt das Krankheitsrisiko: Schicht, Lage, Lebensstil?. In: Richter, M., Hurrelmann, K. (eds) Gesundheitliche Ungleichheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91643-9_2
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