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2014 | Buch | 2. Auflage

Manual der kognitiven Verhaltenstherapie bei Anorexie und Bulimie

verfasst von: Prof. Dr. rer. nat. habil. Tanja Legenbauer, Prof. Dr. rer. nat. Silja Vocks

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Umfassend aktualisiert und überarbeitet; mit zahlreichen Materialien, die direkt in die Therapiesitzungen eingebaut werden können.

Essstörungen wie Anorexia und Bulimia nervosa stellen in der Behandlung immer noch eine Herausforderung dar: Starkes Untergewicht, häufige Ess-Brech-Anfälle, schwerwiegende körperliche und psychische Folgeerscheinungen sowie eine ausgeprägte Ambivalenz gegenüber einer Änderung – bedingt durch die große Angst vor Gewichtszunahme – sind nur einige Aspekte, die die Behandlung erschweren.

Bei der Behandlung der Essstörungen stellt die kognitiv-behaviorale Therapie das Verfahren mit der stärksten wissenschaftlichen Evidenz dar. Das vorliegende Manual stellt ein umfassendes kognitiv-behaviorales Therapiekonzept vor, das auf aktueller Forschung im Kontext der Essstörungen basiert. Diese vollständig überarbeitete Fassung des Manuals richtet sich an praktisch tätige Psychotherapeutinnen und -therapeuten und stellt praxisnah das konkrete therapeutische Vorgehen bei der Behandlung der Essstörungen dar.

Neben umfangreichen Arbeitsmaterialien auf CD-ROM finden sich in dem Manual ausführliche Anleitungen zu den einzelnen Übungen und zahlreiche Fallbeispiele, die es zu einem wertvollen Begleiter im Praxisalltag macht.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Theoretischer Teil – zu den Störungen

Frontmatter
1. Beschreibung der Störungsbilder
Zusammenfassung
Essstörungen imponieren vor allem durch die Fixierung auf Figur, Gewicht und Essen und gehen mit einer starken Verzerrung des Körperbildes einher. Unterschiede zwischen beiden Essstörungsdiagnosen bestehen vor allem im tatsächlichen Körpergewicht. Trotz im Vergleich zu anderen psychischen Störungen geringerer Auftretenshäufigkeit (je nach Störung von 1–3 %) sind Essstörungen, insbesondere die Anorexia nervosa aufgrund ihrer schwerwiegenden körperlichen Komorbiditäten nicht zu vernachlässigen. Die Entstehung der Störung ist multifaktoriell bedingt. Der Verlauf trotz Behandlung in zirka einem Drittel der Fälle intermittierend bis chronisch.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks
2. Theoretische Grundlagen zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Anorexia und Bulimia nervosa
Zusammenfassung
Ätiologische Modelle zur Erklärung der Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen weisen eine Vielzahl an prädisponierenden, auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren auf. Als prädisponierend gelten beispielsweise biologische, soziokulturelle, familiäre und individuelle Faktoren. Auslösende Faktoren beinhalten zumeist kritische Lebensereignisse (z. B. Trennungen) und zu den aufrechterhaltende Faktoren zählen gezügeltes Essverhalten, erhöhtes Belastungsempfinden bei geringen Bewältigungsfähigkeiten und defizitärer Emotionsregulationsfertigkeit sowie dysfunktionale Informationsverarbeitungsprozesse. Daneben wird eine Konditionierung von Essanfällen diskutiert.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks
3. Therapieansätze und ihre Wirksamkeit
Zusammenfassung
Die kognitiv-behaviorale Behandlung der Anorexia und Bulimia nervosa zielt zunächst auf die Normalisierung von Gewicht und Essverhalten ab. Im zweiten Schritt erfolgt die Bearbeitung assoziierter Problembereiche. Die kognitiv-behaviorale Behandlung gilt sowohl für Anorexia als auch Bulimia nervosa als Methode der Wahl. Die empirische Befundlage ist bei der Bulimia nervosa als gut zu bezeichnen, bei der Anorexia nervosa stehen Ergebnisse groß angelegter randomisiert-kontrollierter Studien noch aus. Neben der KVT kommen die interpersonelle Psychotherapie, familienorientierte und systemisch orientierte Ansätze, psychodynamische Therapieverfahren und Selbsthilfeprogramme bei der Behandlung von Essstörungen zur Anwendung.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks
4. Diagnostik
Zusammenfassung
Die Diagnosestellung von Essstörungen sollte interdisziplinär erfolgen und eine medizinische Untersuchung zur Differenzialdiagnostik und Abklärung möglicher organischer Folgeprobleme beinhalten. Zur Verfügung stehen unterschiedliche störungsspezifische diagnostische Instrumente wie strukturierte klinische Interviews und Selbstberichtsfragebogen. Letztere können auch zur Verlaufs- und Erfolgskontrolle eingesetzt werden. Des Weiteren stehen Selbstbeobachtungsprotokolle als diagnostisches Instrument neben ihrer therapeutischen Funktion zur Verfügung.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks

Zum Therapieprogramm

Frontmatter
5. Hinweise zur Nutzung des Therapieprogramms
Zusammenfassung
Die Anwendung des vorliegenden Manuals kann im Einzel- und Gruppensetting erfolgen. Dazu können die beschriebenen Behandlungsbausteine modular eingesetzt werden. Neben Motivierungstechniken und Informationen zur Vermittlung eines Störungsmodells werden als zentrale Themen Strategien und Übungen zur Normalisierung des Essverhaltens und des Körpergewichts sowie zum Abbau von Essanfällen und Gegenmaßnahmen vorgestellt. Darüber hinaus werden ausführliche Informationen zu assoziierten Problembereichen und Übungen zu deren Verbesserung beschrieben und aufgezeigt. Diese beziehen sich auf die Bereiche Emotionsregulationsfähigkeit, soziale Fertigkeiten, Körperbild sowie Selbstwertgefühl und Ressourcen. Abschließend werden besondere Aspekte und Techniken zur Rückfallprophylaxe dargestellt.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks

Praktischer Teil

Frontmatter
6. Behandlung in Gruppen
Zusammenfassung
Insbesondere das Arbeiten in Gruppen von Essstörungspatientinnen kann bereichernd sein, birgt aber auch Gefahren. Die Stärkung der Gruppenkohäsion durch gezielte Maßnahmen des Therapeuten sowie durch Übungen zum Kennenlernen der Gruppenteilnehmerinnen untereinander und zum Aufbau von Vertrauen sind daher von besonderer Bedeutung, wenn ein kooperatives Arbeitsklima erreicht und dysfunktionale, auf Konkurrenz abzielende Verhaltensweisen verhindert werden sollen.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks
7. Motivierung
Zusammenfassung
Die häufige Ambivalenz von Patientinnen mit Essstörungen ist eine Herausforderung für den Therapeuten. Daher ist die Förderung der Therapiemotivation durch Psychoedukation hinsichtlich der Folgeerscheinungen eines gestörten Essverhaltens sowie durch das Abwägen der kurz- und langfristigen negativen, aber auch positiven Folgen einer Essstörung ein sinnvoller und oft notwendiger erster Schritt im Behandlungsprozess. Falls notwendig, sollten Übungen zur Motivierung bei Auftreten von Therapiehindernissen im Therapieverlauf wiederholt werden.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks
8. Vermittlung eines individuellen Störungsmodells und Ableitung der Therapieziele
Zusammenfassung
Die Erarbeitung eines individuellen Störungsmodells zur Ableitung des Behandlungsplans ist sinnvoll, um die Compliance der Patientin zu erhöhen. Ein solches Störungsmodell beinhaltet im Rahmen kognitiv-behavioraler Modelle zumeist prädisponierende Faktoren wie beispielsweise familiäre und soziokulturelle Einflüsse, Auslöser und aufrechterhaltende Faktoren wie beispielsweise Diätverhalten und dysfunktionale kognitive Prozesse sowie Lernerfahrungen. Diese werden mit der Patientin im Rahmen unterschiedlicher Übungen Schritt für Schritt erarbeitet. Der auf der Grundlage des Störungsmodells erstellte Behandlungsplan sollte auch die individuellen, durch die Patientin selbst formulierten Ziele beinhalten.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks
9. Interventionen zur Normalisierung des gestörten Essverhaltens
Zusammenfassung
Die Normalisierung des Ernährungsverhaltens und des Gewichts sind zentrale Elemente in der Behandlung von Anorexia und Bulimia nervosa. Diese werden zunächst über die Vermittlung von Informationen beispielsweise zum Einfluss von Diäten auf die Entwicklung des Gewichts und die Folgen von restriktivem Essverhalten sowie die Schulung der Selbstbeobachtung beispielsweise mit Hilfe von Essprotokollen angestrebt. Im Weiteren werden regelmäßige Mahlzeiten über eine stärkere Strukturierung der Mahlzeiten beispielsweise in drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten etabliert und diese vor allem bei der Anorexia nervosa in Form von Gewichtssteigerungsprogrammen mit der Patientin vertraglich vereinbart. Auch Maßnahmen zur Verhinderung der Essanfälle sollten frühzeitig mit den Patientinnen besprochen und eingeübt werden und beinhalten beispielsweise die genaue Analyse der Auslösesituationen und die Ableitung von adäquaten Gegenmaßnahmen. Dabei können Auslöser unter drei Aspekten betrachtet werden: restriktives Essverhalten, emotional-kognitive Stimuli und automatisierte Prozesse.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks
10. Kognitive Interventionen
Zusammenfassung
Dysfunktionale kognitive Prozesse und Kernüberzeugungen sind an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen beteiligt. Es ist daher sinnvoll, sowohl automatische Gedanken als auch Kernüberzeugungen in der Therapie zu bearbeiten. Dazu werden Übungen sowohl zur Veränderung automatischer Gedanken als auch von Kernüberzeugungen vorgestellt.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks
11. Interventionen zur Verbesserung der Emotionsregulation
Zusammenfassung
Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass auch bei Patientinnen mit Essstörungen eine defizitäre Emotionserkennung und -regulation besteht. Die Behandlung dieser Defizite erscheint daher sinnvoll, um insbesondere mögliche aufrechterhaltende dysfunktionale Bewältigungsmaßnahmen zu reduzieren und Kompetenzen im Umgang mit Emotionen zu vermitteln. Zunächst wird dazu mit den Patientinnen die Entstehung von Gefühlen besprochen und das Konzept der Basisemotionen eingeführt. Im Anschluss daran werden die Patientinnen für die Wahrnehmung von Gefühlen über verschiedene Übungen sensibilisiert und die Funktion von Gefühlen thematisiert. Abschließend wird darauf fokussiert, woran unterschiedliche Gefühle erkannt werden können. Auf dieser Basis werden Interventionen zur Bewältigung von Gefühlen eingesetzt, beispielsweise Methoden der Spontanentspannung, wie muskuläre Kurzentspannung und Atemübungen, sowie kognitive Techniken zur Aufmerksamkeitsumlenkung und das Einüben von positiven Selbstinstruktionen.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks
12. Techniken zur Verbesserung sozialer Kompetenzen
Zusammenfassung
Es kann sinnvoll sein, den Bereich sozialer Kompetenzen vertiefend zu bearbeiten. Zu sozialen Kompetenzen gehören im weiteren Sinne nonverbale und verbale Kommunikationsfertigkeiten sowie kognitive Aspekte in der Interpretation von Aussagen anderer Personen. Im engeren Sinne zählen zudem Äußerungen klarer Forderungen, das Erkennen des zugrunde liegenden Problems oder Konfliktes und zielorientiertes Lösen durch aktives Handeln zu sozial kompetentem Handeln. Im vorliegenden Behandlungselement werden daher Interventionen zur Verbesserung der nonverbalen Kommunikation sowie der verbalen Kommunikation eingeübt. Ergänzend wird ein Kommunikationsmodell eingeführt, welches der Aufdeckung von Missverständnissen und der Vermeidung von Fehlkommunikation im Alltag entgegenwirken soll. Neben Strategien zum Konflikt- und Problemlösemanagement wird die Durchführung von Rollenspielen zur Einübung der erarbeiteten Verhaltensänderungen beschrieben.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks
13. Interventionen zur Veränderung des Körperbildes
Zusammenfassung
Störungen des Körperbildes gelten als zentral für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Störung. Die Verbesserung des Körperbildes stellt daher ein zentrales Element in der Behandlung von Essstörungen dar. Das Körperbild wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst: der Perzeption des Körpers, den Gedanken und Einstellungen, die eine Person über ihren Körper hat, dem subjektiven Körpergefühl sowie dem Umgang mit dem eigenen Körper. Diese Faktoren sind miteinander verbunden und beeinflussen sich wechselseitig. Im Rahmen von Übungen zur Verbesserung des Körperbildes werden diese unterschiedlichen Komponenten durch verschiedene Übungen aufgegriffen. Neben Spiegel- und Videokonfrontationsübungen gibt es Entspannungsübungen sowie Imaginationsverfahren und Körperwahrnehmungsübungen. Diese dienen unter anderem dazu, auf eine kognitive Umstrukturierung vorzubereiten, auf positive Aspekte des Körpers aufmerksam zu machen und eine Verbesserung des Körpergefühls zu erreichen.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks
14. Förderung von Ressourcen
Zusammenfassung
Neben der Bearbeitung dysfunktionaler Bereiche sollte der Aufbau von Ressourcen nicht vernachlässigt werden. In diesem Kapitel werden daher Strategien zum Aufbau des Selbstwertgefühls, insbesondere zur Steigerung von Selbstakzeptanz und Selbstvertrauen vorgestellt. Im Anschluss an die Erarbeitung von positiven Aspekten der Person selbst sollten zum Aufbau der verschiedenen Selbstwertkomponenten zum einen störende Einflüsse, zum anderen Ressourcen im Alltag identifiziert und reduziert bzw. weiter aufgebaut werden. Vertiefend können zur Ressourcensteigerung zudem Übungen zur Erhöhung der Genuss- und Entspannungsfähigkeit vermittelt werden.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks
15. Rückfallprophylaxe
Zusammenfassung
Interventionen zur Rückfallprophylaxe beinhalten neben der Sensibilisierung für Risikosituationen und der Erarbeitung von Strategien für deren Bewältigung auch die Bilanzierung des Therapieverlaufs und die Herausarbeitung der individuellen Erfolge zur Stärkung der Selbstwirksamkeit der Patientinnen. Risikosituationen können dabei in vorhersehbare und unvorhersehbare Ereignisse sowie in essensbezogene und allgemeine Belastungssituationen unterteilt werden. Zur Identifikation von Bewältigungsstrategien sollte diese Unterteilung mit den Patientinnen besprochen und Beispiele für die verschiedenen Situationstypen erarbeitet werden.
Tanja Legenbauer, Silja Vocks
Backmatter
Metadaten
Titel
Manual der kognitiven Verhaltenstherapie bei Anorexie und Bulimie
verfasst von
Prof. Dr. rer. nat. habil. Tanja Legenbauer
Prof. Dr. rer. nat. Silja Vocks
Copyright-Jahr
2014
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-20385-5
Print ISBN
978-3-642-20384-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-20385-5