Zusammenfassung
Die „Peitschenschlagverletzung der Halswirbelsäule“ bzw. das „Halsschleudertrauma“usw. stellt bekanntlich eine umstrittene Verletzung dar. Für viele ist sie eine „Modeerscheinung“, andere Experten, die man mitunter zuzieht, diese Verletzung zu mystifizieren, schätzen diese Verletzung wieder hoch ein. Diese Diskrepanzen gehen weitgehendst darauf zurück, daß die einen, meist Chirurgen oder Orthopäden, in der HWS ein „reines Bewegungsorgan“wie etwa das Hüftoder Kniegelenk sehen und sich nicht vorstellen können, daß die spezielle Klagsamkeit vieler Verletzter auf einer organischen Grundlage beruht; vorwiegend Neurologen gewinnen aber diesen HWS-Verletzungen auch noch andere Aspekte ab, ohne daß allerdings die so häufige Klagsamkeit der Patienten bzw. deren „pseudoneurasthenisches“ Psychosyndrom [10,11, 20, 27] befriedigend erklärt oder dessen prozentuale Häufigkeit annähernd ermittelt wurde. Erstaunlich bleibt angesichts dieser Debatten, daß genauere Untersuchungen, z. B. mit Verwendung von psychologischen Tests usw., fast fehlen; diesbezüglich kann nur auf die Untersuchungen von Berstad et al. [1] verwiesen werden. Wir selbst hatten die HWS-Verletzungen immer ähnlich untersucht wie Patienten nach Schädelhirntraumen (SHT); d.h. EEG, Arbeitsversuch am Wiener Determinationsgerät, Wiener Reaktionsgerät, Flimmerfrequenzverschmelzung zählen neben der Erhebung eines neurologischen Status und des Lokalbefundes der HWS zur Routine. Die eigene Beobachtung ist, daß in vielen Fällen objektivierbare psychische Behinderungen bei Verletzungen der HWS länger anhalten als bei SHT, die ohne bleibendes neurologisches Defizit ausheilen.
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Laubichler, W., Spielmann, A. (1986). Das Psychosyndrom nach Verletzungen der Halswirbelsäule. In: Eisenmenger, W., Liebhardt, E., Schuck, M. (eds) Medizin und Recht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71456-6_22
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