Zusammenfassung
Die Häufigkeit psychiatrischer Notfälle hat in den letzten 2 Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen. Der Anstieg psychiatrischer Notfallsituationen ist auf ein Spektrum vielfältiger Ursachen zurückzuführen:
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Die Verlängerung der allgemeinen Lebenserwartung. Sie ist verbunden mit einem vermehrten Auftreten von Hirnfunktionsstörungen und -erkrankungen.
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Die ständig größer werdende Zahl von Patienten mit Alkohol-, Medikamenten-und Drogenproblemen. Zirka 10-15% aller Patienten, die Erste-Hilfe-Stationen in Allgemeinkrankenhäusern aufsuchen, haben Intoxikationssyndrome mit überwiegend psychiatrischer Symptomatik.
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Medizinisch notwendige Langzeitbehandlungen mit Substanzen, die als unerwünschte Arzneimittelwirkungen psychische Symptome hervorrufen oder bestehende verstärken können: Kortisonderivate, Antihypertensiva, Zytostatika, Anti-Parkinson-Mittel, Östrogene u. a.
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Medikamentöse Mehrfachbehandlungen im Sinne einer Dauertherapie, wie sie besonders im Rahmen einer Multimorbidität alter Menschen zwangsläufig durchgeführt werden müssen. Über Wechselwirkungen von 4 oder mehr Medikamenten, ihre gegenseitig sich potenzierenden oder antagonisierenden Effekte und ihre Wirkung auf die allgemeine Befindlichkeit des Patienten liegen nur unzureichende Erkenntnisse vor.
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Die Entwicklung moderner eingreifender medizinischer Behandlungsmethoden, die vorübergehend oder langfristig mit Störungen des Elektrolytstoffwechsels, des Wasserhaushaltes oder des Metabolismus einhergehen (z.B. ausgedehnte operative Eingriffe, Transplantationen, Dialysen, großflächige Verbrennungen, Polytraumata, Implantation von Herzschrittmachern etc.).
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Die zunehmende Spezialisierung medizinischer Fachgebiete verbunden mit einer Verkürzung und Intensivierung klinischer Behandlungsformen.
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In den psychiatrischen Landeskrankenhäusern wurde die Zahl der zur Verfügung stehenden Betten stark reduziert. Entsprechend dem Konzept einer wohnortnahen Versorgung psychisch kranker Menschen wurden zunehmend psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern eingerichtet. Die diesen Häusern angeschlossenen Erste-Hilfe-Stationen und Ambulanzen werden deshalb vermehrt von Kranken in Anspruch genommen, die primär unter einer psychiatrischen Störung leiden.
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Berzewski, H. (1996). Allgemeine Gesichtspunkte. In: Der psychiatrische Notfall. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-11453-7_1
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