Zusammenfassung
Die Kinderpsychiatrie in der Zeit des Nationalsozialismus – in Deutschland und im angeschlossenen Österreich war eine Ordnungs-, Auslese- und Vernichtungspsychiatrie. Sie fungierte in Kooperation mit der Jugendfürsorge. Die biologistischen Konzepte, die diesem Denken und Handeln zugrunde lagen, wurden auch nach 1945 keinem wissenschaftlichen Diskurs unterzogen. Die Entwicklungen in den Jahren 1950–1970 waren widersprüchlich: eine sozialpsychiatrisch- psychotherapeutische Perspektive, eine heilpädagogisch-repressive Perspektive und eine segregative Behindertenmedizin. Die Kinderpsychiatrie der 30 Jahre nach 1945 war also ein buntes und teilweise auch dunkles Flickwerk (mit bräunlichen Spritzern). Die eigentliche Geburtsstunde des neuen Faches ist mit dem Jahr 1975 anzusetzen: Gründung der Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters, Schaffung des Additivfachs „Kinderneuropsychiatrie“ als Kompromiss zwischen Kinderpsychiatrie (i. e. S.) und Heilpädagogik.
Überarbeitete und erweiterte Fassung einer Publikation in der Zeitschrift VIRUS – Beiträge zur Sozialgeschichte der Medizin, Nr. 14 (2016)
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Ich danke der Autorin und dem Projektleiter für die Erlaubnis, aus der unveröffentlichten Fassung zu zitieren.
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Berger, E. (2017). Die österreichische Kinder- und Jugendpsychiatrie nach 1945 bis 1975. In: Fangerau, H., Topp, S., Schepker, K. (eds) Kinder- und Jugendpsychiatrie im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-49806-4_17
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