Erschienen in:
01.02.2012 | Schwerpunkt
Kardiologische Rehabilitation
Aktueller Stand und zukünftige Anforderungen
verfasst von:
Prof. Dr. H.W. Hahmann
Erschienen in:
Herz
|
Ausgabe 1/2012
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Herzkranke mit Hilfe eines multidisziplinären Teams darin zu unterstützen, die individuell bestmögliche physische und psychische Gesundheit und die soziale Integration wiederzuerlangen und langfristig aufrechtzuerhalten, ist das Ziel der kardiologischen Reha. Dabei werden durch körperliches Training Leistungsfähigkeit und Selbstvertrauen wiederhergestellt, und wenn nötig wird zur seelischen Krankheitsbewältigung beigetragen und die soziale Reintegration („Teilhabe“) verbessert. Die Ursachen der Erkrankung werden eruiert, dem Patienten verdeutlicht und soweit wie möglich beseitigt, wobei sich medikamentöse und lebensstiländernde Maßnahmen ergänzen. Bei besonderen Krankheitsbildern bietet die Reha die Chance gezielter Schulung, wie beim Diabetiker oder beim Auftitrieren der Medikamente und Erlernen besonderer Trainingsformen beim Herzinsuffizienten. Zur gezielten Nachsorge steht vor allem ein flächendeckendes Netz ambulanter Herzgruppen zur Verfügung.
Herzpatienten werden vorwiegend in Anschlussheilbehandlungen (AHB) rehabilitiert, sind älter und kränker als in der Vergangenheit, kommen früher aus der Akutversorgung und werden schneller wieder entlassen. Der zunehmende Anteil bereits nicht mehr erwerbstätiger Rehabilitanden macht neue Zielsetzungen erforderlich. Die häufigere Reha schwerkranker und multimorbider Patienten, die nicht selten mit neuen interventionellen Verfahren behandelt werden, stellt eine zunehmende diagnostische und therapeutische Herausforderung dar, die zwar praktisch zu bewältigen, aber von den Kostenträgern nicht als Reha-Leistung vorgesehen sind.
Der Nutzen der kardiologischen Reha ist im Hinblick auf Morbiditäts- und Mortalitätssenkung wissenschaftlich gut belegt. Die Inanspruchnahme von Reha-Maßnahmen ist durch Hürden von Seiten der Patienten, aber auch der Krankenkasse am Beispiel der nicht seltenen Reha-Verweigerung bei Nicht-ST-Hebungs-Infarkten noch suboptimal. Grundsätzlich kann ambulant oder stationär rehabilitiert werden. Spezifische Zuweisungskriterien haben sich bisher nicht etabliert. Struktur- und Prozessqualität der ambulanten Reha entsprechen der stationären. Die Auswahl zwischen den Settings erfolgt anhand pragmatischer Kriterien. Der komplementäre Einsatz eines ambulanten und stationären Settings muss genutzt werden, damit die Inanspruchnahme kardiologischer Reha zukünftig verbessert wird. Die Reha muss sich auf die Versorgung risikoreicherer Patientengruppen einstellen. Zu den Zielen der Rehabilitation älterer Herzpatienten besteht noch Forschungsbedarf.