Erschienen in:
01.05.2012 | Main topic
Komorbidität, Hypoglykämie und geeignete Auswahl der antidiabetischen Pharmakotherapie bei Diabetikern mit Herzinsuffizienz in der klinischen Praxis in Deutschland
Ergebnisse des DiaRegis-Registers
verfasst von:
Dr. A.K. Gitt, P. Bramlage, C. Binz, M. Krekler, E. Deeg, D. Tschöpe
Erschienen in:
Herz
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Ausgabe 3/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Patienten mit Typ-2-Diabetes und Herzinsuffizienz haben ein erhöhtes Risiko für Hypoglykämien. Im klinischen Alltag besteht häufig Unsicherheit bezüglich einer adäquaten antidiabetischen Therapie bei Patienten mit zusätzlicher Herzinsuffizienz, und es existieren nur wenig Daten zur Komorbidität, zu Hypoglykämieraten sowie zur gewählten antidiabetischen Therapie von Patienten mit Diabetes und Herzinsuffizienz.
Methodik
DiaRegis ist ein deutsches prospektives Register. Von 313 niedergelassenen Ärzten wurden in den Jahren 2009/2010 insgesamt 3810 ambulant behandelte Patienten mit Typ-2-Diabetes und antidiabetischer oraler Monotherapie oder oraler dualer Kombinationstherapie eingeschlossen, bei denen der behandelnde Arzt bei Aufnahme in das Register eine Anpassung der antidiabetischen Therapie vornahm (inklusive der Gabe von Insulin oder GLP-1Analoga). Wir untersuchten Unterschiede in der Komorbidität, der Hypoglykämierate sowie der antidiabetischen Pharmakotherapie bei Patienten mit und ohne klinische Zeichen einer Herzinsuffizienz im klinischen Alltag in Deutschland.
Ergebnisse
Bei 3746/3810 Patienten lagen Daten zur Herzinsuffizienz vor. Das mediane Alter betrug 65,9 Jahre (Interquartilenabstand 57,6–72,8); 46,8% der Patienten waren Frauen. Eine Herzinsuffizienz war bei 370 Patienten (9,9%) vorbeschrieben. Diese Patienten waren älter, hatten einen höheren BMI, waren körperlich weniger aktiv und hatten signifikant mehr kardiovaskuläre Risikofaktoren sowie deutlich mehr Begleiterkrankungen. Es fanden sich keinerlei Unterschiede in der Blutzuckerkontrolle, gemessen als HbA1c, Nüchtern- oder postprandiale Plasmaglukose, zwischen Patienten mit bzw. ohne Herzinsuffizienz. Die Rate der Hypoglykämien in den 12 Monaten vor Einschluss in das Register war bei Patienten mit Herzinsuffizienz signifikant erhöht (OR 1,96; 95%-KI 1,47–2,61). Die Pharmakotherapie des Diabetes war bei Patienten mit Herzinsuffizienz zum Zeitpunkt des Einschlusses in das Register vor Therapieanpassung dominiert von Metformin (76,8%), gefolgt von Sulfonylharnstoffen (32,7%), Glukosidaseinhibitoren (2,2%), Gliniden (4,3%), Glitazonen (6,2%) und DPP-4-Inhibitoren (7,3%). Nach Korrektur für die Unterschiede in den Patientencharakteristika mittels multivariater Analyse erhielten Patienten mit Herzinsuffizienz seltener Metformin (OR 0,58; 95%-KI 0,43–0,79) und Sulfonylharnstoffe (OR 0,70; 95%-KI 0,52–0,95). Keine Unterschiede zu Patienten ohne Herzinsuffizienz fanden sich bei Einsatz der anderen antidiabetischen Therapien, insbesondere auch nicht für Thiazolidindione (OR 1,22; 95%-KI 0,82–1,81).
Schlussfolgerungen
Im klinischen Alltag in Deutschland waren Patienten mit Typ-2-Diabetes und Herzinsuffizienz im Vergleich zu Diabetikern ohne Herzinsuffizienz durch eine deutlich größere Komorbidität geprägt. Trotz gleicher HbA1c-Einstellung hatten diese Patienten signifikant mehr Hypoglykämien, insbesondere solche, die medizinische Hilfe benötigten, als Patienten ohne Herzinsuffizienz. Die Herzinsuffizienz hatte keinerlei Einfluss auf die Auswahl der antidiabetischen Therapie des Typ-2-Diabetes im Alltag in Deutschland. Insbesondere Thiazolidindione wurden bei Patienten mit Herzinsuffizienz trotz der Hinweise aus randomisierten Studien auf eine erhöhte Ereignisrate gleichermaßen eingesetzt.