Erschienen in:
19.08.2019 | Pflege | Physiotherapie
Frühmobilisation auf der Intensivstation
Wie ist die Evidenz?
verfasst von:
Dr. med. Kristina Fuest, PD Dr. med. Stefan J. Schaller
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 8/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die aktuelle Studienlage zeigt ein heterogenes Bild zur Effektivität von Frühmobilisation, d. h. Mobilisation innerhalb von 72 h nach Intensivaufnahme. Ebenfalls wird die Evidenz in aktuellen Reviews und den Leitlinien als unzureichend angesehen. Dies führt zur Unsicherheit und verminderten Umsetzung im Alltag.
Fragestellung
Wie stellt sich die aktuelle Evidenz zum Thema Frühmobilisation dar? Welche positiven Effekte sind für welche Intensivpatienten zu erwarten? Welche Lücken in der Evidenz gibt es?
Ergebnisse
Wird Mobilisation innerhalb von 72 h nach Intensivaufnahme strukturiert umgesetzt, kann ein Muskelmasseerhalt sowie eine Funktionalitätsverbesserung erwartet werden. Zusätzlich sollte die Mobilisierung in ein Maßnahmenbündel, wie das ABCDEF-Konzept, eingebettet werden. Die Umsetzung eines derartigen Gesamtkonzepts zeigte ebenfalls ein positives Outcome in großen Studien. Frühmobilisation ist sicher: Ein endotrachealer Tubus stellt per se keine Kontraindikation für eine Mobilisierung dar. Lücken in der Evidenz gibt es bei speziellen Patientengruppen: 1) bei neurologischen und neurochirurgischen Patienten, wo es lediglich Hinweise aus Beobachtungsstudien gibt und 2) bei Patienten, die zuvor funktionell abhängig waren. Sowohl die Art und Weise als auch die optimale Dosierung von Mobilisation sind hier noch unklar.
Schlussfolgerung
Frühmobilisation auf der Intensivstation ist sicher und verbessert das Outcome kritisch kranker Patienten. Weitere Studien sind notwendig, um die Frage nach der optimalen Dosierung und Dauer insbesondere bei neurologischen/neurochirurgischen Patienten zu klären.