Erschienen in:
01.09.2012 | CME Zertifizierte Fortbildung
Offene Biopsie von Knochen- und Weichteiltumoren
Richtlinien für ein korrektes chirurgisches Vorgehen
verfasst von:
Dr. B.M. Holzapfel, M. Lüdemann, D.E. Holzapfel, H. Rechl, M. Rudert
Erschienen in:
Operative Orthopädie und Traumatologie
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Ausgabe 4-5/2012
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Zusammenfassung
Operationsziel
Ziel einer offenen Biopsie ist es, eine qualitativ und quantitativ ausreichende Menge repräsentativen Tumorgewebes zu gewinnen, ohne die spätere Therapie negativ zu beeinflussen.
Indikationen
Malignitätsverdacht nach Abschluss der nichtinvasiven Diagnostik. Histopathologische Ermittlung der Entität und Dignität des Tumors zur Planung der definitiven Tumorresektion und Einleitung neoadjuvanter Therapiemaßnahmen. Asservierung von unfixierten, tiefgefrorenen Tumorproben für molekularpathologische/-genetische Untersuchungen oder die Tumorbank.
Kontraindikationen
Hämorrhagische Diathese. Tumoren, die nur durch eine signifikante Schädigung umgebender Gewebestrukturen zugänglich sind. Hohe Wahrscheinlichkeit einer Tumorzellaussaat bei offenem Vorgehen. Mangelnde Kooperationsbereitschaft des Patienten. Schlechter Allgemeinzustand mit eingeschränkter Operationsfähigkeit.
Operationstechnik
Planen des Biopsietrakts unter onkologischen Gesichtpunkten. Lagerung des Patienten wie bei der definitiven Tumorresektion. Kleiner, longitudinal zur Extremität verlaufender Hautschnitt. Kürzesten, direkten Weg zum Tumor wählen, ohne zusätzliche Kompartimente zu eröffnen. Biopsietrakt in den Verlauf des für die definitive Resektion des Tumors genutzten Zugangs legen. Der Biopsiezugang gilt als tumorzellkontaminiert. Er sollte bei der späteren Resektion mit demselben Sicherheitsabstand wie der Tumor selbst reseziert werden können. Prinzipiell muss eine weite Resektion möglich sein. Subtile Blutstillung. Hämatome führen zu einer weiteren Tumorzellaussaat. Bei intraossären Tumoren kortikale Deckelung, um intramedulläres Tumorgewebe zu gewinnen, oder ein Knochenzylinder wird mit einer Hohlfräse gewonnen. Dichter Verschluss des Biopsietrakts. Einlage einer Drainage in den Wundwinkel oder in direkter Verlängerung der Wunde. Wundverschluss durch Intrakutannaht. Eine Exzisionsbiopsie im Sinne einer marginalen Resektion sollte nur bei kleinen, epifaszial gelegenen Tumoren erfolgen, deren Dignität nach abgeschlossener Basisdiagnostik mit hoher Wahrscheinlichkeit als benigne einzuschätzen ist. Bei größeren und tiefer gelegenen Tumoren sollte eine Inzisionsbiopsie durchgeführt werden.
Nachbehandlung
Kompressionsverband zur Prophylaxe eines postoperativen Hämatoms. Nach Biopsie von Knochentumoren sollte die Entlastung der operierten Extremität erfolgen, sofern Frakturgefahr besteht. Nach Eingang des histopathologischen Befundergebnisses Planung der definitiven Tumorresektion.