Erschienen in:
01.04.2014 | Operative Techniken
Zuklappende supratuberositäre Tibiakopfvalgisationsosteotomie
verfasst von:
Prof. Dr. W. Strecker, M. Müller, C. Urschel
Erschienen in:
Operative Orthopädie und Traumatologie
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Ausgabe 2/2014
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Zusammenfassung
Operationsziel
Harmonisierung der femorotibialen Knorpelbelastung durch Verlagerung der mechanischen Tragachse des Beins in das laterale Kniekompartiment. Vermeidung oder Hinauszögern des alloarthroplastischen Kniegelenkersatzes bei medialer Gonarthrose.
Indikationen
Symptomatische mediale Gonarthrose. Posttraumatische femorotibiale Varusdeformitäten. Knorpelrekonstruktionen femorotibial medial.
Kontraindikationen
Pangonarthrose mit Chondromalazie ≥III° (nach Outerbridge, 1961) im zu belastenden lateralen femorotibialen Gelenkkompartiment. Totaler/subtotaler Außenmeniskusverlust. Patellofemorale Arthrose mit Streckdefizit > 10°. Femorale Varusdeformität. Knieinstabilitäten. Fortgeschrittene Osteoporose. Neuropathien. Risiken einer adäquaten Knochenheilung. Starkes Übergewicht (BMI > 30 kg/m2).
Operationstechnik
Präoperative Planung nach Ist-Soll-Analyse (nach Strecker, 2002) mit maximaler und minimaler Korrekturvariante (nach Müller und Strecker, 2008). Kniearthroskopie zur Beurteilung der Knorpelqualität. Bei Valgisationen > 10° schräge Fibulaosteotomie am Übergang vom mittleren zum distalen Fibuladrittel. Für die Tibiakopfosteotomie Darstellen des lateralen Tibiakopfs, subperiostales Ablösen des M.-tibialis-anterior-Ursprungs bis zur laterodorsalen Tibiakante. Unterfahren des Lig. patellae, Einkerben der Tuberositas tibiae, Einbohren von 2 Kirschner-Drähten im definitiv gewählten Valgisationswinkel von lateral, Vormodellieren einer 5-Loch-DC-Platte (DCP) im Korrekturwinkel. Subtraktive Keilosteotomie mit oszillierender Säge unter Schutz von Hohmann-Hebeln dorsal und ventral. Hierbei Schonung der medialen Tibiakopfkortikalis, Knochenkeilentnahme. Fixieren der vorgebogenen DCP im proximalen Plattenloch. Sanftes Schließen der Osteotomie durch Einsetzen einer schräg verlaufenden „Spielschraube“ im distalen Plattenloch. Komplettieren der Osteosynthese durch 2 interfragmentäre Zugschrauben. Auswechseln der „Spielschraube“. Bei Fibulaosteotomie ggf. Nachresektion bei Überlänge.
Weiterbehandlung
Am 1. postoperativen Tag Verbandswechsel, Drainagezug, Röntgenkontrolle und Mobilisation. Teilbelastung 20 kg für 4 Wochen postoperativ, anschließend Belastungsaufbau mit 20 kg/Woche in Abhängigkeit von klinischen und radiologischen Befundkontrollen. CPM-Schiene. Zunächst passive, dann assistierte und aktive Krankengymnastik. Die ersten 4 postoperativen Wochen niedermolekulares Heparin.
Ergebnisse
Zwischen Januar 2006 und Dezember 2008 wurden bei den 50 operierten Patienten (27 Männer, 23 Frauen, mittleres Alter 44 Jahre) in 43 Fällen arthroskopische Maßnahmen und bei 10 Patienten eine Fibulaosteotomie durchgeführt. Der valgisierende Korrekturwinkel lag bei 8,4° (6–13°). Keine intraoperativen Komplikationen, eine Revision mit Spongiosaplastik wegen Pseudarthrose.