Erschienen in:
28.06.2016 | Diabetisches Fußsyndrom | Operative Techniken
Konzept der Plantarisierung zur Zehenkorrektur beim diabetischen Fußsyndrom
verfasst von:
Dr. G. Engels, H. Stinus, D. Hochlenert, A. Klein
Erschienen in:
Operative Orthopädie und Traumatologie
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Ausgabe 5/2016
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Zusammenfassung
Operationsziel
Ziel ist die Aufhebung der Plantarisierung der Zehenkuppe und der Torsion von Digitus (D)1 oder D5 über eine perkutane Tenotomie der Flexor-hallucis-longus(FHL)- oder der Flexor-digitorum-longus(FDL)-Sehne.
Indikationen
Flexible, in ausgewählten Fällen auch fixierte Hyperflexions- und Torsionsfehlstellungen der Zehenendphalanx mit Plantarisierung physiologisch unbelasteter Zehenanteile bei Menschen mit diabetischem Fußsyndrom (Neuropathie).
Kontraindikationen
Kritische Extremitätenischämie.
Operationstechnik
Perkutane Tenotomie der FHL- oder FDL-Sehne in Lanzettentechnik ohne Blutsperre unter Anspannung der Sehne mittels Hyperextension des Endglieds bei gleichzeitiger Streckung des distalen Interphalangeal(DIP)- bzw. Interphalangeal(IP)-Gelenks.
Weiterbehandlung
Mobilisation unter (fortbestehender) Vollbelastung in ausreichend weitem Schutzschuhwerk mit angepasster Weichpolstereinlage oder diabetesadaptierter Fußbettung, Nachbeobachtung in initial kurzfristigen Abständen (2- bis 4‑wöchentlich) zur Detektion der Entwicklung von Transferläsionen, bei bestehenden Wunden kurzfristiger und Wundentlastung im Verbandschuh. Keine Thromboseprophylaxe bei Vollbelastung.
Ergebnisse
Bei 138 Patienten mit DFS bei Polyneuropathie, 90 Männern (65,2 %) und 48 Frauen (34,8 %) im mittleren Alter von 65,1 Jahren, wurden insgesamt 291 Zehen mittels Tenotomie der FHL- oder FDL-Sehne operiert. Die Patienten waren entweder akut von apikalen Zehenläsionen betroffen (92,1 %) oder zeigten ein erhöhtes Ulkusrisiko (7,9 %). Die mediane Zeit bis zum Wundschluss betrug 13 Tage und war bei höheren Wagner-Stadien länger. Von nosokomialen Infektionen waren 3,1 % der operierten Zehen betroffen. Bei der 1‑Jahres-Nachsorge waren 92,4 % der untersuchten Patienten an der operierten Zehe ohne pathologischen Befund. Rezidive des DFS traten meist in den ersten 6 Monaten postoperativ auf. Im ersten postoperativen Jahr blieben 68,1 % der Patienten in Remission. Im gesamten Nachbeobachtungszeitraum waren 93,7 % der Zehen mit Wagner-Grad 0 und 72,2 % der operierten Zehen mit Wagner-Grad 3 frei von Lokalrezidiven. Von Transferläsionen waren 13 % der Patienten innerhalb der ersten 1,5 bis 8,5 Monate betroffen.