Erschienen in:
01.06.2005 | Originalien
Einfluss des Geschlechts auf Propofolverbrauch und Aufwachzeiten bei standardisierter Anästhesietiefe
verfasst von:
PD Dr. med. W. Wilhelm, H. Buchinger, A. Biedler, S. Altmann, R. Larsen, S. Kreuer
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 6/2005
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Zusammenfassung
Fragestellung
In der vorliegenden Untersuchung wurde die Geschlechtsabhängigkeit von Propofolverbrauch und Aufwachzeiten nach Propofol-Remifentanil-Anästhesie bei standardisierter Anästhesietiefe untersucht.
Methodik
Nach Genehmigung durch die Ethikkommission wurden je 60 Männer und Frauen untersucht, die sich einem orthopädischen Eingriff unterziehen mussten. Bei jedem Patienten wurden EEG-Elektroden für Narcotrend- und BIS-Monitor nach Herstellerangaben platziert. Die Anästhesie wurde mit Remifentanil 0,4 µg/kg/min und einer Propofol-„target-controlled-infusion“ (TCI) mit einer Startkonzentration von 3,5 µg/ml eingeleitet. Intraoperativ erhielten alle Patienten 0,2 µg/kg/min Remifentanil. Die Propofolinfusion wurde in der Gruppe „Standardprotokoll“ nach den üblichen klinischen Kriterien (beide EEG-Monitore verdeckt) dosiert, in der Gruppe „BIS“ wurde ein BIS-Wert von 50 (Narcotrend verdeckt) und in Gruppe „Narcotrend“ wurde die Stufe D0 angesteuert (BIS verdeckt). Die Propofoldosierung wurde 15 min vor Operationsende reduziert, in der Gruppe „Standardprotokoll“ nach klinischen Kriterien, ansonsten entweder auf einen BIS-Zielwert von 60 oder auf die Narcotrend-Stufe C1. Die Zufuhr von Propofol/Remifentanil wurde zum Ende der Hautnaht gestoppt, die Aufwachzeiten gemessen und der Propofolgesamtverbrauch ermittelt.
Ergebnisse
Operationsdauer und Remifentanildosierungen waren in allen Gruppen vergleichbar. In der Gruppe „Standardprotokoll“ war der Propofolgesamtverbrauch bei männlichen und weiblichen Patienten nahezu identisch; die Aufwachzeiten bei den männlichen Patienten waren aber signifikant länger. In den beiden EEG-gesteuerten Gruppen war der Propofolverbrauch bei den männlichen Patienten geringer bei gleichzeitig geringfügig längeren Aufwachzeiten. Bei den weiblichen Patientinnen musste eine höhere Propofol-TCI-Konzentration angesteuert werden, um die gleichen BIS-Werte oder Narcotrend-Stufen zu erreichen.
Schlussfolgerung
Aufwachzeiten und Propofolverbrauch zeigen geschlechtsabhängige Unterschiede, sowohl bei klinischer als auch bei EEG-gesteuerter Anästhesieführung.