Erschienen in:
01.02.2007 | Originalien
Notärztliche Betreuung von Tumorpatienten in der finalen Krankheitsphase
verfasst von:
Dr. C. Wiese, U. Bartels, D. Ruppert, M. Quintel, B.M. Graf, G.G. Hanekop
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 2/2007
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Versorgung von Patienten mit Tumorerkrankungen im finalen Krankheitsstadium erfolgt zunehmend im außerklinischen Umfeld. Aus diesem Grund wird auch der Rettungsdienst mit der Betreuung dieser Patienten bei akut exazerbierendem progredienten Krankheitsverlauf konfrontiert. Bisher fehlt allerdings ein entsprechender Ausbildungsinhalt in der Musterweiterbildungsordnung im Bereich Notfallmedizin. Ebenso ist die mögliche Integration ambulanter „palliative care teams“ (PCT) in die ambulante Notfallbehandlung noch nicht ausreichend umgesetzt.
Methoden
In einem Zeitraum von 12 Monaten wurden retrospektiv alle Einsätze an 2 Notarztstützpunkten (Hubschrauber und Notarzteinsatzfahrzeug) untersucht, die als „Tumorerkrankung/Finalstadium“ kategorisiert waren. Entsprechend wurden alle Notarztprotokolle im Untersuchungszeitraum ausgewertet. Die Einsatzindikation, die durchgeführte Therapie und der Einfluss vorhandener PCT auf die Therapie wurden ermittelt.
Ergebnisse
Im definierten Zeitraum wurden 2765 Patienten notärztlich betreut. Primär palliativmedizinisch begründet waren 2,5% der Notarzteinsätze. Überwiegend erfolgten die Einsätze außerhalb der regulären Sprechzeiten der die Patienten versorgenden Hausärzte. Die häufigste Einsatzindikation war die akute Dyspnoe (42,7%). Eine stationäre Einweisung fand bei 61,8% der Patienten statt. Eine Einbindung eines ambulanten PCT war in den meisten Fällen nicht vorhanden (92,7%).
Schlussfolgerung
Anhand der Einsatzhäufigkeiten konnte verdeutlicht werden, dass palliativmedizinische Fragestellungen auch in der Notfallmedizin relevant sind. Bei Tumorpatienten im finalen Krankheitsstadium ist trotz notärztlicher Alarmierung häufig ein palliativmedizinischer Therapieansatz notwendig und sinnvoll. Aus diesem Grund erscheint eine strukturierte Kooperation der involvierten medizinischen Fachgebiete (Notfall- und Palliativmedizin) dringend geboten. Durch die Integration palliativmedizinischer Expertise in die notärztliche Versorgung im Rettungsdienst kann eine zielgerichtete Therapie im Sinne des Patientenwunsches auch im Notfall gewährleistet werden. Dieses wäre z. B. über eine Integration ambulanter PCT in die Versorgung von Tumorpatienten in finalen Krankheitsstadien möglich.