Erschienen in:
01.03.2009 | Leitthema
Palliativmedizin
Fünfte Säule anästhesiologischer Abteilungen?
verfasst von:
Dr. C.H.R. Wiese, U.E. Bartels, Y.A. Zausig, B.M. Graf, G.G. Hanekop
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 3/2009
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Zusammenfassung
Die Palliativmedizin hat sich in den letzten Jahren als selbstständige medizinische Disziplin im deutschen Gesundheitswesen etabliert. Trotzdem gibt es immer noch eine Unterversorgung an palliativmedizinischen stationären und speziell ambulanten Einrichtungen, sodass in Deutschland der Aufbau entsprechender Ressourcen als noch nicht abgeschlossen betrachtet werden muss. Zur Unterstützung der weiteren nationalen Entwicklung kann eine Anbindung an bereits bestehende Abteilungen temporär oder langfristig für alle Beteiligten und schlussendlich für die Patienten und deren Angehörige gewinnbringend sein. Da palliativmedizinische Einrichtungen durch ihre Multiprofessionalität geprägt sind, erscheint eine Verbindung mit anderen stark interdisziplinär ausgerichteten Fachgebieten sinnvoll. Anästhesieabteilungen weisen diese Charakteristika zumeist in idealer Art und Weise auf und waren in Deutschland zudem bei Etablierung und Aufbau zahlreicher klinischer palliativmedizinischer Versorgungsformen federführend beteiligt. Auch heute sind sie vielerorts an der Unterstützung und Koordination von stationären bzw. ambulanten palliativmedizinischen Einrichtungen beteiligt und verfügen dementsprechend über weitreichende palliativmedizinische Erfahrungen. Die Arbeit in der Palliativmedizin ist von einer gut funktionierenden interdisziplinären Kooperation unterschiedlicher medizinischer Fachgebiete (u. a. Anästhesie, Chirurgie, Onkologie, Strahlentherapie) und unterschiedlicher Berufsgruppen (u. a. Ärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Psychologen, Theologen) abhängig. Insbesondere die Überschneidung im Bereich der Ausbildung, im Arbeitsfeld (Schmerztherapie, Notfall- und Intensivmedizin) und die Erfahrungen anästhesiologischer Abteilungen mit einer etablierten und gelungenen Kooperation unterschiedlicher medizinischer Abteilungen sowie die fachgebietsinterne multidisziplinäre Zusammenarbeit [z. B. Ärzte, Pflegende (Anästhesiologie und Intensivmedizin), Rettungsassistenten (Notfallmedizin), Physiotherapeuten, Psychologen (Schmerztherapie)] schaffen ideale Voraussetzungen für eine produktive Integration anästhesiologischer Kollegen in Palliativabteilungen. Die Weiterentwicklung der Palliativmedizin in Deutschland sollte daher auch aktiv durch die Anästhesiologie unterstützt und vorangetrieben werden. Die Integration anästhesiologischer Expertise in palliativmedizinische Abteilungen und umgekehrt ist für beide medizinischen Fachbereiche von großem Nutzen und stellt ein lohnendes Engagement dar.