Erschienen in:
01.02.2010 | Palliativmedizin
Ambulante und stationäre palliativmedizinische Patientenversorgung in Deutschland
Vergleich zur notfallmedizinischen Infrastruktur
verfasst von:
Dr. C.H.R. Wiese, Y.A. Zausig, J. Vormelker, S. Orso, B.M. Graf, G.G. Hanekop
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 2/2010
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Zusammenfassung
Hintergrund
In Deutschland befinden sich sowohl die ambulante als auch die stationäre Palliativversorgung strukturell und organisatorisch im Aufbau. Palliativpatienten benötigen einen einfachen und schnellen Zugang zu palliativmedizinischen Strukturen. Ziel der Untersuchung ist es, die bundesweite Palliativversorgung im Vergleich mit der Verteilung notärztlicher Rettungsmittel kartografisch darzustellen. Es werden Möglichkeiten einer effektiven Struktur palliativmedizinischer Versorgungssysteme diskutiert, um die Patientenversorgung zu optimieren.
Methode
Alle im Wegweiser Hospiz- und Palliativmedizin Deutschland 2008/2009 genannten spezialisierten ambulanten Palliativdienste (SAPD) und alle Palliativstationen wurden ermittelt. Es erfolgte eine kartografische Darstellung der strukturellen Verteilung der Palliativversorgungssysteme unter Berücksichtigung eines Tätigkeitsdurchmessers von 50 km für SAPD und eines Erreichbarkeitsdurchmessers von 20 km für Palliativstationen. Diese Daten wurden mit der bundesweiten Verteilung notärztlicher Institutionen verglichen.
Ergebnisse
Insgesamt konnten 25 SAPD und 198 Palliativstationen identifiziert werden. Demgegenüber gibt es derzeit 1109 Notarztstandorte (1051 bodengebundene Notarztstandorte, 58 Primärrettungshubschrauber). Die Verteilung der Palliativversorgung ist im Vergleich zu notfallmedizinischen Strukturen nicht flächendeckend. Bei der Analyse bezüglich der Verteilung wird auch keine Struktur erkennbar, die eine flächendeckende Implementierung der SAPD und Palliativstationen erwarten lässt.
Schlussfolgerung
Die flächendeckende Palliativversorgung ist zurzeit in weiten Bereichen Deutschlands ein theoretisches Konstrukt. Die Anzahl der vorhandenen SAPD und der stationären Palliativeinrichtungen ist nicht ausreichend, um eine, wie in der Notfallrettung bestehende, flächendeckende Patientenversorgung zu gewährleisten. Um eine hohe Ergebnisqualität zu ermöglichen, müssen zuerst die Struktur- und Prozessqualität gesichert werden. Die Verteilung der Palliativversorgung sollte entsprechend den notfallmedizinischen Institutionen zentral koordiniert werden, um eine bedarfsadaptierte, flächendeckende Aufteilung zu erreichen. Es muss ein Überangebot in einzelnen Bereichen zulasten einer Unterversorgung anderer Bereiche vermieden werden. In einem weiteren Schritt sind ein Ausbau und eine Bedarfsanpassung der bestehenden Strukturen sinnvoll.