Erschienen in:
01.04.2010 | Notfallmedizin
Lazarus-Phänomen
Spontane Kreislauffunktion nach beendeten Reanimationsmaßnahmen
verfasst von:
Dr. C.H.R. Wiese, U.E. Bartels, S. Orso, B.M. Graf
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 4/2010
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Zusammenfassung
Hintergrund
Als „Lazarus-Phänomen“ wird in der medizinischen Wissenschaft das „Auftreten einer spontanen Kreislauffunktion im zeitlichen Intervall nach Beendigung von Reanimationsmaßnahmen“ bezeichnet. Ziel der im Folgenden beschriebenen Studie war es, Berichte der medizinischen Fachliteratur bezüglich der Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei stattgehabtem Lazarus-Phänomen zu analysieren.
Methode
Es wurde eine Literaturrecherche der Jahre 1982 bis 2009 bei Medline, PubMed, Embase, Google Scholar und Google mit den Suchbegriffen „Lazarus phenomenon“, „cessation of cardiopulmonary resuscitation and return of spontaneous circulation (ROSC)“, „spontaneous return of circulation (SROC)“, „resuscitation and spontaneous defibrillation“, „spontaneous recovery and cardiopulmonary resuscitation“ durchgeführt.
Ergebnisse
Insgesamt konnten mehr als 10.000 Einträge und Artikel, die die definierten Suchwörter enthielten, identifiziert werden. Als medizinisch relevante Fachbeiträge (Kommentare, Abstracts, Einzelfallberichte, Fallsammlungen und Übersichtsarbeiten) wurden 45 Einträge identifiziert und untersucht.
Diskussion
Das Lazarus-Phänomen ist in der medizinischen Fachliteratur eher selten beschrieben. Trotzdem tritt es (auch bei Berücksichtigung berichteter, aber medizinisch nichtpublizierter Fälle) häufiger auf als angenommen. Wissenschaftliche Erklärungen bezüglich der Ursachen können praktisch nicht evidenzbasiert begründet werden („auto positive end-expiratory pressure“, Hyperventilation mit reaktiver Alkalose, Intubationsreiz, Hyperkaliämie, verzögerte Medikamentenwirkung, nichtbeobachtete „vita minima“). Zur Vermeidung eines Lazarus-Phänomens wird allgemein empfohlen, die Asystolie nach Beendigung der Reanimationsmaßnahmen für mindestens weitere 10 min elektrokardiographisch zu dokumentieren. Wissenschaftliche experimentelle Arbeiten erscheinen notwendig, um den Pathomechanismus dieses Phänomens besser zu verstehen.