Erschienen in:
01.12.2011 | Originalien
Einsatz der intraossären Infusion im deutschen Luftrettungsdienst
Bundesweite Analyse im Zeitraum von 2005 bis 2009
verfasst von:
Dr. M. Helm, OTA, B. Hossfeld, T. Schlechtriemen, J. Braun, L. Lampl, M. Bernhard
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 12/2011
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Der intraossäre Zugang (IOZ) hat sich in Notfallsituationen als sichere Alternative zum konventionellen Gefäßzugang etabliert. Die ursprünglichen Anwendungsbeschränkungen auf Patienten, die jünger als 6 Jahre sind, sowie ausschließlich Reanimationssituationen bei Erwachsenen wurden zwischenzeitlich aufgehoben. Ziel der vorgestellten Studie war es, die Einsatzrealität bezüglich der Anwendung des IOZ in der präklinischen Notfallmedizin vor dem Hintergrund der erweiterten Indikationsempfehlungen zu erfassen.
Methode
Es wurde eine Analyse der Notarzteinsätze sämtlicher Luftrettungsstützpunkte der ADAC Luftrettung und der Deutschen Rettungsflugwacht [insgesamt 58 Rettungshubschrauber(RTH)-Stationen] über einen 4-jährigen Zeitraum (Januar 2005 bis Dezember 2008) durchgeführt.
Ergebnisse
Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum in beiden Luftrettungsorganisationen 247.454 Patienten behandelt. Bei 525 Patienten (0,2% des Gesamtkollektivs) wurde präklinisch ein IOZ etabliert. Im Untersuchungszeitraum konnte ein signifikanter Anstieg der IOZ-Rate von 0,1 auf 0,4% (p<0,05) verzeichnet werden. Insbesondere war eine Zunahme der IOZ-Anlagen bei Patienten in den höheren Altersgruppen und mit niedrigeren Schweregraden im National Advisory Committee for Aeronautics(NACA)-Scoring-System zu verzeichnen (2005 vs. 2008): 92,4 vs. 42,9% aller IOZ bei Patienten jünger als 6 Jahre (p<0,05); 74,4 vs. 42,9% aller IOZ bei NACA VI/VII (p<0,05). Der Anteil traumatologischer Notfälle am Gesamtkollektiv betrug 33% und wies im Verlauf keine wesentlichen Veränderungen auf. Im Patientenspektrum der mit IOZ behandelten Patienten in 2008 zeigte sich jedoch ein deutlicher Anstieg traumatischer Einsatzursachen mit 38% gegenüber den Vorjahren (27–30% in 2005 bis 2007). Ebenso war über den Beobachtungszeitraum hinweg eine Zunahme des Spektrums an applizierten Medikamenten(-gruppen) festzustellen.
Schlussfolgerung
Die erweiterten Indikationsempfehlungen für die notfallmäßige Anlage einer IOZ werden zunehmend in der Einsatzrealität des Luftrettungsdienstes umgesetzt.