Erschienen in:
01.04.2012 | Originalien
Hypoxämie nach Allgemeinanästhesie
verfasst von:
Dr. H. Aust, L.H.J. Eberhart, P. Kranke, C. Arndt, C. Bleimüller, M. Zoremba, D. Rüsch
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 4/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Studien aus den Zeiten der klinischen Einführung der Pulsoxymetrie zeigten, dass nach Allgemeinanästhesien ein großer Anteil der Patienten auf dem Weg vom OP in den Aufwachraum (AWR) unter Atmung von Raumluft hypoxämisch [pulsoxymetrisch gemessene Sauerstoffsättigung (SpO2) < 90%] war und dass das Erkennen der Hypoxämie anhand von klinischen Kriterien sehr unzuverlässig ist. Unklarheit besteht darüber, ob die Inzidenz von Hypoxämien trotz modernerer Anästhesieverfahren immer noch so hoch ist, ob sich die Unzuverlässigkeit der Detektion von Hypoxämien nach klinischen Kriterien bestätigt und was die Risikofaktoren für Hypoxämien nach Allgemeinanästhesie sind.
Methoden
Bei 970 in Allgemeinanästhesie operierten Patienten wurde nach dem Transport vom OP in den AWR unter Atmung von Raumluft die SpO2 gemessen, nachdem der betreuende Anästhesist eine Schätzung der SpO2 vorgenommen hatte. Zusammenhänge zwischen biometrischen, operativen und anästhesiologischen Variablen einerseits sowie Hypoxämie andererseits wurden multivariat untersucht.
Ergebnisse
Es hatten 17% der 959 ausgewerteten Patienten eine SpO2 < 90%; hierbei wiesen 6,6% der Patienten eine SpO2 < 85% auf. Die Hypoxämie wurde in 82% der Fälle nicht erkannt. Unabhängige Einflussfaktoren auf eine Hypoxämie waren: Ausgangssättigung, Body-Mass-Index, Alter, körperlicher Status gemäß Klassifikation der American Society of Anesthesiologists, Differenz zwischen maximalem und minimalem Beatmungsdruck, Beatmungsmodus, Wahl des Opioids, des Relaxans und Verwendung von Lachgas.
Schlussfolgerung
Durch die Wahl von Anästhetika können Hypoxämien und Sättigungsabfälle günstig beeinflusst werden, ohne dass dadurch diese Problematik vollständig gelöst werden kann, weil die stärksten Risikofaktoren patientenassoziiert sind. Da bislang selbst bei Kenntnis von Risikofaktoren nicht vorherzusagen ist, wer nach Allgemeinanästhesie eine SpO2 < 90% haben wird und überdies die Abschätzung der SpO2 anhand klinischer Kriterien höchst unzuverlässig ist, erscheint der Transport von spontan-atmenden Patienten nach Narkose ohne Überwachung der SpO2 bzw. ohne O2-Gabe überdenkenswert.