Erschienen in:
01.05.2012 | Originalien
Präoperative Risikoevaluation erwachsener Patienten vor elektiven, nichtkardiochirurgischen Eingriffen
Ergebnisse einer Onlinebefragung zum Status in Deutschland
verfasst von:
Dr. A.B. Böhmer, J. Defosse, G. Geldner, E. Mertens, B. Zwissler, F. Wappler
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 5/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Während die Erhebung der Anamnese und die körperliche Untersuchung zu den Grundpfeilern der präoperativen Evaluation zählen, wird die Bedeutung von „Routineuntersuchungen“ zunehmend kritisch hinterfragt. Die 2010 publizierten gemeinsamen Empfehlungen „Präoperative Evaluation erwachsener Patienten vor elektiven, nichtkardiochirurgischen Eingriffen“ der deutschen wissenschaftlichen Fachgesellschaften für Anästhesiologie, Chirurgie und innere Medizin stellen eine konkrete Handlungsempfehlung für die präoperative Vorbereitung von Patienten dar. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Darstellung der bisherigen Strategien deutscher Kliniken zur präoperativen Evaluation.
Methode
Mithilfe eines Onlinefragebogens wurden alle deutschen Kliniken mit anästhesiologischen Abteilungen befragt. Erhoben wurden allgemeine Charakteristika der Kliniken, Strategien zur präoperativen Evaluation und dabei insbesondere Indikationen für apparative Untersuchungen.
Ergebnisse
Es füllten 396 von 1113 angeschriebenen Krankenhäusern den Fragebogen vollständig aus (35,6%). Eine körperliche Untersuchung wird nicht regelhaft (37%), sondern zumeist nur bei auffälliger Anamnese durchgeführt. Ein EKG wird bei Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (80,1%) oder der Lungen (42,2%), aufgrund des Patientenalters (52,8%) oder als Routineuntersuchung (10,1%) geschrieben. Laboruntersuchungen werden als Routineuntersuchungen (43,2%), wegen des Patientenalters (52,8%) bzw. aufgrund bestehender Vorerkrankungen (37,3%) veranlasst. Röntgenuntersuchungen der Thoraxorgane erfolgen bei Hinweisen aufgrund von Anamnese oder körperlicher Untersuchung (81,3%) oder aufgrund des Patientenalters (35,9%).
Schlussfolgerung
Apparative Untersuchungen werden in zunehmendem Maß bei einer Indikation, basierend auf der Anamnese oder körperlichen Untersuchung, veranlasst. Allerdings sind noch immer das Patientenalter oder Routineabläufe häufige Gründe für Zusatzuntersuchungen. Mit einer nachhaltigen Umsetzung der oben genannten Empfehlungen durch die medizinischen Fachgesellschaften könnten unnötige Untersuchen vermieden werden, ohne die Patientensicherheit zu gefährden.