Erschienen in:
01.09.2012 | Leitthema
Evaluation der Weiterbildung in der Anästhesie
Werden wir den Ansprüchen gerecht?
verfasst von:
Dr. W. Schaaf, B. Zwißler
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 9/2012
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Zusammenfassung
Material und Methode
In den Jahren 2009 und 2011 wurden alle Weiterbildungsbefugte (WBB) und Ärzte in Weiterbildung (WBA) in der BRD zu Aspekten der Weiterbildung befragt. Die Befragung wurde von der deutschen Bundesärztekammer durchgeführt. Inhaltlich und methodisch orientierte sie sich an dem in der Schweiz seit Langem jährlich durchgeführten Verfahren.
Ergebnisse
Rücklaufquoten stiegen bei WBA von 32,8 auf 38,6% an (n = 20.518), während sie bei WBB von 60,8% auf 53,3% fielen (n = 9276). Anästhesisten haben sowohl als WBB als auch als WBA überdurchschnittlich häufig teilgenommen (WBB 74,3 vs. 53,3%, WBA 45,6 vs. 38,6%). Die Bewertung erfolgte auf einer Skala von 1–6, mit 1 als bester und 6 als schlechtester Bewertung. Die Qualität der Weiterbildung wurde 2009 subjektiv über alle Fachgebiete als befriedigend (2,54) und 2011 sogar tendenziell besser (2,44) beurteilt. Die Globalbewertung der Anästhesie (2,44) lag dabei im Durchschnitt aller Fächer. Im Bereich „Fehlerkultur“ schnitt die Anästhesie besser, bei „Fachkompetenz“ und „Entscheidungskultur“ schlechter ab als der Durchschnitt der Fachgebiete. Bei konkreten Fragen zur Arbeitssituation (z. B. Weiterbildungsstruktur, dienstfrei nach Bereitschaftsdienst, Dokumentation und Vergütung von Überstunden) schnitt die Anästhesie überdurchschnittlich ab. Diese Daten wurde zwar erhoben, gingen aber nicht in die statistische Auswertung ein. Die WBA beurteilten die 8 Fragenkomplexe ähnlich, aber im Mittel um 0,66 Notenstufen schlechter als die WBB. Ambulante Weiterbildungsstätten (WBS) schnitten bei der Globalbeurteilung besser ab als der Durchschnitt (1,7 vs 2,44).
Schlussfolgerungen
Die aktuelle Umfrage gibt einen Eindruck über die Einschätzung der Weiterbildung durch über 9000 WBB und über 20.000 WBA. Vergleiche zwischen den Fachgebieten innerhalb einer Befragungsrunde scheinen valide. Die überdurchschnittliche Beteiligung von Anästhesisten zeigt große Bereitschaft zur konstruktiven Verarbeitung der Ergebnisse. Ob die abgegebene subjektive Beurteilung auf qualitative und inhaltliche Aspekte übertragbar ist, bleibt fraglich. Ebenso muss angesichts inhomogener Kollektive kritisch hinterfragt werden, ob ein Vergleich zwischen beiden Befragungen gerechtfertigt ist.
Die Befragung gibt aber wertvolle Hinweise auf gezielte Verbesserungsansätze. Eindeutiges Verbesserungspotenzial ist im Bereich Strukturqualität (Ausbildungsplan, Zielvorgaben), aber auch beim Feedback zu erkennen. Der persönliche Kontakt zu einer mit der Weiterbildung beauftragten Person scheint sich besonders positiv auf die Bewertungen auszuwirken.
Die vergleichende „Benotung“ bezieht sich nur auf die 8 Fragenkomplexe. Die Ergebnisse zur Arbeitssituation, bei denen das Fach Anästhesie überdurchschnittlich abschnitt, gingen nicht ein und wirkten sich auch nicht positiv auf die subjektive Globalbewertung aus. Sie sollten jedoch zukünftig zur Beurteilung der Weiterbildung mitherangezogen werden.