Erschienen in:
01.07.2013 | Originalien
Postoperative Beschwerden
Geschlechtsunterschiede in Erwartung, Auftreten und Bewertung
verfasst von:
Prof. Dr. M. Hüppe, A. Kemter, C. Schmidtke, K.-F. Klotz
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 7/2013
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Frauen berichten nach Operationen stärkere körperliche Beschwerden wie Übelkeit oder Schmerzen als Männer. Präoperative Erwartungen beeinflussen solche Symptome. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist zu klären, ob sich Männer und Frauen präoperativ in der Erwartung postoperativer Beschwerden unterscheiden und ob sich Geschlechtsunterschiede in der Ausprägung von Beschwerden verringern, wenn Erwartungseffekte kontrolliert werden. Weiteres Ziel ist die Klärung der Frage, welche Beschwerden nach einer Operation von Patienten als besonders belastend erlebt werden und ob dabei Geschlechtsunterschiede existieren.
Methode
In die Auswertung gingen 281 Patienten (128 Männer, 153 Frauen) mit elektivem allgemeinchirurgischem Eingriff ein. Die Patienten wurden vor der Operation nach ihrer Symptomerwartung und ihrer Symptomvorerfahrung befragt. Postoperativ füllten sie den „Anästhesiologischen Nachbefragungsbogen für Patienten“ (ANP) und einen Symptombewertungsbogen aus, mit dem erlebte Beschwerden nach ihrer affektiven Belastung beurteilt werden.
Ergebnisse
Frauen beschrieben im ANP signifikant schlechteres postoperatives Befinden als Männer. Sie hatten schon vor der Operation mehr als Männer erwartet, dass postoperativ negative körperliche Symptome auftreten. Die Geschlechtsunterschiede im Befinden nach der Operation waren deutlich geringer, wenn der Einfluss der Erwartung statistisch aus den Geschlechtsunterschieden herausgerechnet wurde. Für eine starke Ausprägung von „Übelkeit/Erbrechen“ war die Symptomerwartung neben dem Geschlecht ein unabhängiger Prädiktor [“odds ratio“ (OR): 4,3], für starke Schmerzen im Operationsgebiet ausschließlich die Erwartung (OR: 2,6). Unabhängig vom Geschlecht waren die belastendsten postoperativen Symptome „Schmerzen“, „Übelkeit/Erbrechen“ und „Mundtrockenheit/Durstempfinden“.
Schlussfolgerungen
Die präoperative Erwartung verstärkt Geschlechtsunterschiede im postoperativen Befinden und ist ein Risikofaktor für negative körperliche Symptome. Die anästhesiologische Vorbereitung der Patienten sollte deren Erwartungshaltung günstig beeinflussen. Postoperativ sollten „Schmerzen“, „Übelkeit“ und „Durst“ besondere Behandlungsaufmerksamkeit finden.