Erschienen in:
01.10.2013 | Leitthema
Update zur präemptiven Analgesie
Möglichkeiten und Grenzen der präoperativen Schmerztherapie
verfasst von:
Dr. R. Sittl, D. Irnich, P.M. Lang
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 10/2013
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Konzept der präemptiven Analgesie beschreibt die Analgetikagabe vor einem operativen Schmerzreiz. Ziel ist es, akute postoperative Schmerzen zu vermindern und deren Chronifizierung, die nach 10–50 % der Operationen auftritt, zu vermeiden. Hierzu werden nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Coxibe eingesetzt, die die Prostaglandinproduktion senken, Lokalanästhetika, die den nozizeptiven Input ins Rückenmark verringern und Opioide, N-Methyl-D-Aspartat(NMDA)-Antagonisten, Antidepressiva sowie Antikonvulsiva, die sich durch hemmende Einflüsse im Rückenmark empfehlen.
Ziel der Arbeit
Ziel der Arbeit ist es, aktuelle Möglichkeiten und Grenzen der präoperativen Schmerztherapie aufzuzeigen.
Material und Methode
Von 2002 bis heute erschienen mehrere Übersichtsarbeiten zur präemptiven Analgesie, die die Wirksamkeit dieses Prinzips unterschiedlich beurteilten. Eine aktuelle Auflistung aller nachgewiesen wirksamen Verfahren präoperativer Schmerztherapie findet sich in der S3-Leitlinie zur perioperativen Schmerztherapie der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Schmerztherapie e. V. (DIVS). Diese wird im vorliegenden Beitrag ausführlich referiert. Des Weiteren wird auf die Ergebnisse einer aktuelle Metaanalyse, die dem Prinzip der präventiven Analgesie folgt, eingegangen; diese konnte in der S3-Leitlinie noch nicht berücksichtigt werden.
Ergebnisse
Durch präemptive Analgesie kann akuter postoperativer Schmerz reduziert werden. Jedoch ist für die erfolgreiche Vermeidung einer Schmerzchronifizierung zusätzlich eine adäquate intra- und postoperative Schmerztherapie unter Beachtung psychologischer und sozialer Faktoren notwendig (präventive Analgesie).
Schlussfolgerung
Die Verringerung von chronischen postoperativen Schmerzen (CPS) ist eine wichtige ärztliche Aufgabe und auch aus sozioökonomischer Sicht geboten. Zukünftige Studien sollten, um dem multifaktoriellen Geschehen einer Schmerzchronifizierung gerecht zu werden, mehrere Verfahren der perioperativen Schmerztherapie kombinieren und über ausreichend lange Beobachtungszeiträume konzipiert sein.