Erschienen in:
01.11.2013 | Notfallmedizin
Schmerztherapie in der Notfallmedizin
Fokus Notaufnahme
verfasst von:
Dr. B. Kumle, P. Wilke, W. Koppert, K. Kumle, A. Gries
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 11/2013
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Zusammenfassung
Mit einer Prävalenz von 50–80 % stellt Schmerz eines der Hauptsymptome von Notaufnahmepatienten weltweit dar. Umso erstaunlicher sind Studienergebnisse, wonach nur 30–50 % der Patienten eine adäquate Analgesie erhalten. Seit 2010 werden daher im Rahmen der Qualitätssicherung für Notaufnahmen in den USA Qualitätsindikatoren durch die Centers for Medicare & Medicaid Services (CMS) festgelegt, z. B. das Zeitfenster bis zum Beginn einer Schmerztherapie. Trotz der vorgeschriebenen Schmerzevaluierung zahlreicher etablierter Ersteinschätzungssysteme [Manchester-Triage-System (MTS), Emergency Severity Index (ESI), Australasian Triage Scale (ATS), Canadian Triage and Acuity Scale (CATS) etc.] erfolgt in den meisten Notaufnahmen keine standardisierte, dokumentierte Schmerzerfassung, und nur rund 30 % der Notaufnahmen dokumentierten die Schmerzintensität unter Nutzung der entsprechenden Schmerzskalen. Mangelnde Kenntnisse und Schulungen sowie fehlende Sensibilisierung des pflegerischen und ärztlichen Personals bezüglich Schmerzperzeption und -management stellen die ursächlichen Faktoren dar. Untersuchungen zur Situation der Schmerztherapie in deutschen Notaufnahmen liegen derzeit nicht vor. Durch die zunehmende Etablierung von zentralen Notaufnahmen sowie interdisziplinären Ärzte- und Pflegeteams erscheint es sinnvoll, interdisziplinäre Standards zur Behandlung einzuführen, um eine möglichst große Sicherheit in der Anwendung von Schmerzmitteln für alle Ärzte in der Notaufnahme zu erreichen. Es ist wichtig, die Erfahrungen aus den einzelnen Fachgebieten in die Standards einfließen zu lassen. Die vorliegende Arbeit gibt eine Übersicht über die Situation der Schmerztherapie in Notaufnahmen und kann als Grundlage für eine Handlungsempfehlung zur Schmerztherapie in deutschen Notaufnahmen dienen. Dabei wird besonders auf die Möglichkeiten der Schmerzevaluation, Therapiemöglichkeiten mit verschiedenen Medikamenten und unter besonderen Bedingungen wie z. B. bei Kindern, Schwangeren oder alten Menschen oder alternativen Möglichkeiten der Schmerztherapie eingegangen.