Erschienen in:
01.07.2014 | Originalien
Präklinische Versorgungszeiten bei Einsätzen der Luftrettung
Einfluss der Dispositionsstrategie der Rettungsleitstelle
verfasst von:
Prof. Dr. A. Gries, W. Lenz, P. Stahl, R. Spiess, T. Luiz, für die BoLuS-Studiengruppe
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 7/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bisher vorliegende Untersuchungen deuten auf protrahierte Prähospital- und Versorgungszeiten bei Einbindung mehrerer Notarztsysteme und der Luftrettung in Abhängigkeit von der Disposition hin.
Ziel der Arbeit
Die Studie „Bodengebundener und Luftgestützter Notarztdienst in Hessen – multizentrische systemübergreifende Schnittstellenanalyse (BoLuS)“ untersuchte landesweit und multizentrisch unter Einbindung des bodengebundenen sowie des Luftrettungsdiensts Versorgungszeiten in Abhängigkeit von der Disposition der Rettungsleitstellen.
Material und Methoden
Vom 01.07.2010 bis 30.09.2011 wurden Notarzteinsätze mit Beteiligung der Luftrettung in 12 Rettungsdienstbereichen in Hessen, davon einer mit eigenem Rettungshubschrauber (RTH), prospektiv erfasst. Daten der Rettungsleitstellen und der Luftrettungsorganisationen wurden zusammengeführt und die präklinischen Versorgungszeiten in Abhängigkeit von der Dispositionstrategie untersucht.
Ergebnisse
Es konnten 2111 (davon 42,9 % internistische und 36,7 % traumatologische) Notfalleinsätze ausgewertet werden. In 87,9 % der Fälle war nur ein Patient zu versorgen. Hierfür kamen bei 65,3 % der Einsätze 2 Rettungsmittel und in 31,5 % 3 und mehr Rettungsmittel zum Einsatz. Die Einsatzkategorien Parallelalarmierung von Rettungswagen (RTW) und RTH (50,6 %), die Alarmierung von RTW mit RTH-Nachforderung (19,7 %) und die Parallelalarmierung von RTW und Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) mit Nachforderung RTH (17,4 %) waren am häufigsten. In Abhängigkeit von der Dispositionsstrategie waren die präklinischen Versorgungszeiten in den genannten Einsatzkategorien 31,0 ± 13,7, 43,7 ± 16,2 und 54,6 ± 21,3 min (p < 0,01).
Schlussfolgerung
Die Disposition beim Einsatz von Luftrettungsmitteln in Hessen zeigte eine ausgeprägte regionsabhängige Heterogenität. Insbesondere sequenzielle und Nachalarmierungen von verschiedenen Rettungsmitteln gehen mit größten Zeitverlusten einher. Der Aspekt „notwendiges Transportmittel zum Erreichen der geeigneten Zielklinik“ sollte zukünftig bei der Einsatzdisposition stärker berücksichtigt werden. Erscheint der Transport nur mit dem RTH zeitnah und sinnvoll möglich, sollte dieser bereits initial alarmiert werden, um Nachalarmierungen zu vermeiden.