Erschienen in:
01.12.2014 | Originalien
Elf-Jahre-Kerndatensatz in der Intensivmedizin
Zunahmen von Fallschwere und Versorgungsaufwand
verfasst von:
Dr. T.M. Bingold, R. Lefering, K. Zacharowski, C. Waydhas, B. Scheller
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 12/2014
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Zusammenfassung
Hintergund
Eine Arbeitsgruppe der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensivmedizin (DIVI) definierte im Jahr 2000 erstmals einen Kerndatensatz zur Qualitätssicherung. In den Folgejahren haben die teilnehmenden Intensivstationen auf freiwilliger Basis ihre Daten an das Register gesendet und einen jährlichen Bericht der Benchmark-Daten zurückerhalten. Veränderungen der Qualität sind für den Bereich der Intensivmedizin jedoch bisher nur in sehr geringem Umfang publiziert.
Ziel der Arbeit
Der Kerndatensatz Intensivmedizin der DIVI zwischen 2000 und 2010 wurde in Bezug auf Veränderungen der Erkrankungsschwere (Simplified Acute Physiology Score-II, SAPS II; Sequential Organ Failure Assessment, SOFA), den Behandlungsaufwand (Therapeutic Intervention Scoring System-28, TISS 28) und die Intensivstationsletalität ausgewertet.
Material und Methoden
Einschlusskriterien waren eine mindestens 4-jährige Teilnahme am Register, SAPS II- sowie SOFA-Score bei Aufnahme, TISS 28-Score im Verlauf sowie die Entlassungsdaten von der Intensivpflegestation. Die standardisierte Mortalitätsrate (SMR) wurde berechnet.
Ergebnisse
Der SAPS II-Score der 94.398 inkludierten Patienten nahm um 0,23 Punkte/Jahr [“standard error“ (SE) 0,02] auf 26,9 ± 12 Punkte zu (p < 0,001), der SOFA Score um 0,14 Punkte/Jahr (SE 0,04) auf 3,4 ± 2,7 Punkte (p < 0,001). Der Anteil an Patienten mit einem Zweiorganversagen verdoppelte sich auf 7,1 %; der Beatmungsanteil nahm um 13,6 auf 59,8 % zu. Der Behandlungsaufwand steigerte sich um 8,7 % auf 26,3 ± 8,3 TISS-28-Punkte/Tag. Die Verweildauer (4,3 ± 8 Tage) und das Patientenalter (63,2 ± 17,0 Jahre) blieben unverändert. Die SMR sank bis 2005 von 0,97 auf 0,72 und stieg bis 2010 wieder auf 0,99 (Letalität 8,5 %).
Schlussfolgerung
Zwischen 2000 und 2010 haben die Erkrankungsschwere, der Anteil beatmeter Patienten und der Behandlungsaufwand zugenommen; die Verweildauer blieb unverändert. Die SMR sank bis 2005 und stieg danach wieder auf das Ausgangsniveau an. Die Intensivletalität ist im internationalen Vergleich niedrig.