Erschienen in:
04.04.2017 | Pflege | Leitthema
Palliative Therapiekonzepte in der Intensivmedizin
verfasst von:
Dr. M. Schuster, M. Ferner, M. Bodenstein, R. Laufenberg-Feldmann
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 4/2017
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Zusammenfassung
Palliative-Care-Konzepte sind in der Behandlung kritisch kranker Patienten auf operativ-interdisziplinären Intensivstationen in Deutschland bisher kaum etabliert. Ziel solcher Konzepte ist die Verbesserung der Versorgungs- und Lebensqualität durch die interdisziplinäre Behandlung krankheitsbedingter Symptome, aber auch durch Beratung und Begleitung von Patienten und ihren Angehörigen unter Berücksichtigung der aktuellen körperlichen, seelischen, sozialen und spirituellen Situation. Der palliativmedizinische Bedarf eines Patienten lässt sich durch Anwendung von definierten Screeningkriterien prüfen. Palliative-Care-Konzepte können entweder „konsultativ“ durch externe ärztliche oder pflegerische Konsiliare oder „integrativ“ durch systematische Integration palliativmedizinischer Strukturen in den Stationsablauf der „intensive care unit“ (ICU) umgesetzt werden. Durch frühzeitige Implementierung von Palliative-Care-Konzepten im Sinne eines „advance care planning“ (ACP) kann erreicht werden, dass Therapiezielgespräche früher und häufiger stattfinden sowie Mortalität, Krankenhausverweildauer und Lebensqualität der Patienten über den Intensivstationsaufenthalt günstig beeinflusst werden. Darüber hinaus können Belastungsreaktionen von Angehörigen und Behandlern reduziert und eine höhere Behandlungszufriedenheit erzielt werden. Eine Schlüsselrolle in der Therapiezielfindung kommt der professionellen und strukturierten Kommunikation mit Patient und Angehörigen sowie der Behandler untereinander zu. Die Berücksichtigung palliativmedizinsicher Grundsätze durch ein integratives Palliative-Care-Konzept kann helfen, komplexe intensivmedizinische Krankheitsverläufe würdevoll und zielführend zu gestalten, ohne sie aktiv voranzutreiben.