Erschienen in:
13.08.2018 | Originalien
Hohe Schmerzerwartung und Beeinträchtigung durch vorbestehende Schmerzen sind Risikofaktoren für hohe postoperative Schmerzen
Ergebnisse einer Untersuchung mit dem Lübecker „Schmerzrisiko-Fragebogen“
verfasst von:
C. Vahldieck, M. Lindig, C. Nau, Prof. Dr. M. Hüppe
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 10/2018
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Zusammenfassung
Einleitung
Hohe (präoperative) Schmerzerwartung und vorbestehende Schmerzen sind bekannte Risikofaktoren für ausgeprägte postoperative Schmerzen. Ziel dieser Untersuchung war die Überprüfung der Hypothese, dass Patienten mit der Merkmalskombination aus (1) „präoperativ beeinträchtigenden Schmerzen“ und (2) „hoher Schmerzerwartung“ besonders häufig hohe postoperative Schmerzen aufweisen.
Material und Methodik
Es nahmen 501 elektivchirurgische Patienten des UKSH Campus Lübeck an der Untersuchung teil. Die Merkmale „präoperativer Schmerz“ (eingeteilt in kein, funktionaler, beeinträchtigender Schmerz) und „Schmerzerwartung“ (gering, hoch) wurden mit dem Lübecker „Schmerzrisiko-Fragebogen“ erhoben. Zentrale Outcome-Variable war die durchschnittliche postoperative Schmerzstärke, die mittels numerischer Ratingskala (NRS) bestimmt wurde.
Ergebnisse
Patienten mit hoher Schmerzerwartung hatten signifikant stärkere postoperative Schmerzen (p < 0,001) und häufiger eine hohe Schmerzintensität von NRS > 4 als Patienten mit geringer Schmerzerwartung (53,3 % vs. 20,6 %, p < 0,001). Patienten mit beeinträchtigenden vorbestehenden Schmerzen hatten signifikant stärkere und häufiger hohe postoperative Schmerzen als Patienten mit funktionalen vorbestehenden Schmerzen (43,4 % vs. 18,4 %, p < 0,05). Patienten mit der Merkmalskombination aus „präoperativ beeinträchtigenden Schmerzen“ und „hoher Schmerzerwartung“ wiesen am häufigsten (59,4 %) und signifikant überzufällig ausgeprägte postoperative Schmerzen von NRS > 4 auf (p < 0,001).
Schlussfolgerung
Die Merkmalskombination beider Risikofaktoren ergibt eine besondere Risikogruppe für die Entwicklung hoher postoperativer Schmerzen. Diese lässt sich mit dem Lübecker „Schmerzrisiko-Fragebogen“ im klinischen Alltag ökonomisch bestimmen.