Erschienen in:
01.08.2010 | Originalien und Übersichten
Pharmakologisches Neuroenhancement und „Hirndoping“
Chancen und Risiken
verfasst von:
Dr. Dr. A.G. Franke, M.A., K. Lieb
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 8/2010
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Zusammenfassung
Unter „pharmakologischem Neuroenhancement“ versteht man die Einnahme psychoaktiver Substanzen aller Art durch Gesunde mit dem Ziel der geistigen Leistungssteigerung, beispielsweise bezüglich Wachheit, Gedächtnis oder Stimmung. „Hirndoping“ dagegen meint die missbräuchliche Einnahme einer Subgruppe solcher Substanzen, die verschreibungspflichtig oder illegal sind. Zu diesen Substanzen zählen vor allem Psychostimulanzien (Amphetamine, Methylphenidat) und Modafinil, aber auch Antidementiva (Acetylcholinesterase-Inhibitoren, Memantine) und Antidepressiva (selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer), die eigentlich zur Therapie des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Syndroms, der Alzheimer-Demenz und Depressionen eingesetzt werden. Nachweisbare Effekte bei Gesunden auf Konzentration, Aufmerksamkeit und Wachheit finden sich nur für Stimulanzien und Modafinil, die jedoch relevante Nebenwirkungen und Sicherheitsrisiken aufweisen, die einen bedenkenlosen Einsatz bei Gesunden nicht rechtfertigen. Koffein zum pharmakologischen Neuroenhancement kann als wirksame Alternative angesehen werden. „Hirndoping“ wirft eine Reihe ethischer und gesellschaftlicher Fragen auf, die einer fortgesetzten Diskussion bedürfen – Forderungen nach einer Liberalisierung müssen kritisch hinterfragt werden.