Erschienen in:
01.08.2011 | Leitthema
Länger leben, länger leiden?
Trends in der Lebenserwartung und Gesundheit
verfasst von:
Prof. Dr. G. Doblhammer, D. Kreft
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 8/2011
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Zusammenfassung
Im 20. Jahrhundert stieg die Lebenserwartung kontinuierlich an, dabei kam der Zugewinn an Lebensjahren in den letzten Jahrzehnten aus den hohen und höchsten Altersgruppen. Im europäischen Sterblichkeitsgeschehen lassen sich zwei Phasen der Divergenz und Konvergenz identifizieren, eine dritte Phase deutet sich in einer neuen Divergenz der Sterblichkeit unter den Höchstaltrigen ab. Frauen haben eine höhere Lebenserwartung als Männer, was auf biologische Faktoren, Unterschiede im Lebensstil und in der Inanspruchnahme medizinischer Versorgung, aber auch auf die Einstellung zur Gesundheit zurückgeführt werden kann. Die Ergebnisse zu Trends in der Gesundheit sind uneinheitlich. Ursache sind die verschiedenen Dimensionen von Gesundheit genauso wie eine unzureichende Datenlage. Generell gilt, dass die Prävalenz von Erkrankungen und Symptomen angestiegen ist, funktionelle Beeinträchtigungen und ADL (Activities of Daily Living, Aktivitäten des täglichen Lebens)-Behinderungen jedoch rückläufig sind. Keine Aussagen können aufgrund fehlender Daten über Trends im Alter von 80 Jahren und danach gemacht werden. In absoluten Werten steigt mit der Lebenserwartung auch die Zahl der Jahre, die ohne Beeinträchtigungen verbracht werden. Der Anteil an gesunden Lebensjahren entwickelt sich stabil bis leicht positiv. Eine Expansion der Morbidität als Resultat einer steigenden Lebenserwartung kann damit verworfen werden.