Erschienen in:
01.07.2013 | Originalien und Übersichten
Potenziell inadäquate Medikamente bei älteren hausärztlich versorgten Patientinnen und Patienten
Eine retrospektive Längsschnittanalyse
verfasst von:
Dr. T. Zimmermann, H. Kaduszkiewicz, H. van den Bussche, G. Schön, C. Brettschneider, H.-H. König, B. Wiese, H. Bickel, E. Mösch, M. Luppa, S. Riedel-Heller, J. Werle, S. Weyerer, A. Fuchs, M. Pentzek, B. Hänisch, W. Maier, M. Scherer, F. Jessen, AgeCoDe-Study Group
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 7/2013
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ältere Menschen sind oftmals durch mehrere Krankheiten belastet. Mit der daraus resultierenden mehrfachen Medikamenteneinnahme steigt das Risiko für unerwünschte Arzneimittelereignisse. Mit Wirkstofflisten (Beers-Liste, PRISCUS-Liste) soll dieses Risiko für ältere Patienten reduziert werden. Wir stellen hier eine längsschnittliche Analyse (4,5 Jahre) zur Einnahme potenziell inadäquater Medikamente (PIM) in einer Kohorte von hausärztlichen Patienten im Alter von ≥ 75 Jahren vor.
Methoden
Die Daten wurden für die prospektive, multizentrische Beobachtungsstudie „German Study on Ageing, Cognition and Dementia in Primary Care Patients (AgeCoDe)“ bei initial 3327 Patienten erhoben. Über eine Medikamentenanamnese bei den Patienten zu Hause ermittelten wir die Häufigkeit der PIM-Einnahme und analysierten die Anteile einzelner PIM-Wirkstoffgruppen über die Zeit.
Ergebnisse
Gemäß der PRISCUS-Liste betrug der Anteil von Patienten mit PIM-Einnahme zu Studienbeginn 28,7 % und sank 4,5 Jahre später auf 25,0 % (χ2: 7,87; p = 0,004). Gemessen an der Beers-Liste lag der Anteil zu Beginn bei 21,0 % und nahm 4,5 Jahre später auf 17,1 % ab (χ2: 10,77; p = 0,000). Das zeitabhängige Mehrebenenmodell bestätigt dies. Hohes Alter, Depression und die Einnahme vieler rezeptpflichtiger Medikamente sind unabhängige Risikofaktoren für eine PIM-Einnahme gemäß PRISCUS-Liste.
Diskussion
Wir sehen in unseren Ergebnissen einen Trend zur rationaleren Arzneimitteltherapie, weil weniger älteren Patienten PIM verordnet werden. Dies senkt das Risiko für unerwünschte Wirkungen und Nebenwirkungen und die dafür aufzuwendenden Kosten.