Erschienen in:
01.09.2013 | Leitthema
Die Varizellenimpfung in Deutschland
Eine Zwischenbilanz mit Blick auf die Masern-Mumps-Röteln- (MMR-)Impfung
verfasst von:
Dr. A. Siedler, J. Hecht, T. Rieck, K. Tolksdorf, H. Hengel
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2013
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Zusammenfassung
Mit der Aufnahme einer allgemeinen Varizellenimpfung für Säuglinge ab einem Alter von 11 Lebensmonaten im Jahr 2004 und der Empfehlung einer zweiten Impfung im Jahr 2009 wurde in Deutschland eine neue Impfung eingeführt, die zeitgleich mit der gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) durchgeführt wird. Die mit der Impfung implementierte Sentinelsurveillance der Arbeitsgemeinschaft Varizellen belegt, dass infolge der bisher erreichten Impfquoten die Ziele der Impfung (Reduktion der Varizellenmorbidität und der Varizellen-bedingten Komplikationen und Krankenhausbehandlungen) innerhalb weniger Jahre erreicht wurden. Obgleich die Impfquoten für die Varizellenimpfung die der MMR-Impfung noch nicht vollständig erreicht haben, scheint die Varizellenimpfung von der etablierten MMR-Impfung profitiert zu haben. Umgekehrt lassen sich keine nachteiligen Auswirkungen auf die Inanspruchnahme der MMR-Impfung nachweisen. Erfahrungen aus der Masernepidemiologie (wie z. B. Trends der Erkrankungshäufigkeit bei Jugendlichen und Säuglingen) wie auch aus der Historie der Impfempfehlungen gegen Masern können wichtige Hinweise bei der Bewertung der epidemiologischen Veränderungen bezüglich Varizellen und Herpes zoster geben. Vor dem Hintergrund der nach einer Impfung relativ rasch schwindenden Immunität („waning immunity“) gegenüber dem Varizella-zoster-Virus und der lebenslangen Persistenz des Virus sind der Aufbau und der Erhalt einer robusten und nachhaltigen Immunität in der gesamten Bevölkerung ein anspruchsvolles Ziel, um Durchbruchsinfektionen, eine Alters-Rechtsverschiebung der Varizellenerkrankungen und Inzidenzanstiege des Zoster dauerhaft zu vermeiden.