Erschienen in:
01.12.2013 | Leitthema
Schwangerenvorsorge in Deutschland
verfasst von:
Prof. Dr. K. Vetter, M. Goeckenjan
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 12/2013
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Zusammenfassung
Bei der Schwangerenvorsorge in Deutschland handelt es sich um ein flächendeckendes standardisiertes Programm zur optimierten Betreuung von Schwangeren. Es umfasst neben ihrer Begleitung und Gesundheitsberatung auch die Prävention und das frühzeitige Erkennen von Erkrankungen und Bedingungen, die Risiken für Mutter und Kind bergen. Die Schwangerenvorsorge ist gesetzlich geregelt und durch die Mutterschafts-Richtlinien strukturiert. Zur Vorsorge gehören die Information, Aufklärung und Beratung der Schwangeren zu psychosozialen und medizinischen Hilfsmöglichkeiten in der unbelasteten Schwangerschaft oder bei Schwangerschaftskonflikten, aber auch über weiterführende Untersuchungen, zu denen auch die genetische Risikoabklärung und entsprechende Untersuchungen gehören. Während der Schwangerschaft zählen die Anamnese und klinische sowie laboratoriumsmedizinische Untersuchungen zum ausgeklügelten Programm, das auch mindestens 3 standardisierte Ultraschalluntersuchungen vorhält. Seit 45 Jahren trägt die Schwangere die meisten Informationen zur Schwangerschaft und zu den persönlichen Risiken im Mutterpass bei sich – in der DDR war es der Schwangerschaftsausweis. Angesichts gesellschaftlicher Entwicklungen wurden die Ziele der Schwangerschaftsvorsorge erweitert. Galt es ursprünglich, die mütterliche und kindliche Mortalität zu vermeiden, sind es nun die Verringerung der mütterlichen Morbidität bei gleichzeitig ungestörter Entwicklungsfähigkeit des Kindes bis hin zur verbesserten individuellen Beratung und Betreuung der schwangeren Frau hinsichtlich ihre familiären Zufriedenheit. Die Senkung der Morbidität und Mortalität von Mutter und Kind im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett ist auch auf die strukturierten und flächendeckenden Maßnahmen der Schwangerenvorsorge zurückzuführen. Insofern lohnen sich der Einsatz und die stete Verbesserung der Mutterschafts-Richtlinien, auch wenn es für die Wirksamkeit dieses präventiven Gesamtkonzepts keine Evidenz gibt.