Erschienen in:
01.06.2014 | Leitthema
Stürze in deutschen Krankenhäusern und Pflegeheimen 2006–2013
Häufigkeiten, Verletzungen, Risikoeinschätzung und durchgeführte Prävention
verfasst von:
PD Dr. Nils A. Lahmann, MSE, C. Heinze, A. Rommel
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 6/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Eine übergreifende systematische Erfassung zu Stürzen und Sturzfolgen in Gesundheitseinrichtungen in Deutschland existiert derzeit nicht. Ziel dieser Arbeit ist die Analyse von Häufigkeiten und Folgen von Stürzen in deutschen Krankenhäusern und Pflegeheimen, der diesbezüglichen Risikoeinschätzung und der durchgeführten Präventionsmaßnahmen.
Material und Methoden
Von 2006 bis 2013 wurden Querschnitterhebungen in insgesamt 124 Kliniken (N = 22.493 Patienten) und 332 Pflegeheimen (n = 25.384 Bewohner) durchgeführt. Geschulte Pflegekräfte erhoben Daten zur Sturzrate innerhalb der letzten 14 Tage sowie zu Schwere und Art der daraus resultierenden Verletzungen. Darüber hinaus sollten die Pflegekräfte durch direkte Inaugenscheinnahme das Sturzrisiko einschätzen und die durchgeführten Sturzpräventionsmaßnahmen dokumentieren.
Ergebnisse
Über den gesamten Zeitraum lag die Sturzrate bei 3,9 % (95 %-KI 3,6–4,2) in Krankenhäusern und bei 4,6 % (95 %-KI 4,3–4,9) in Pflegeheimen. 6,4 % der gestürzten Heimbewohner und 8,8 % der gestürzten Krankenhauspatienten erlitten eine schwere Verletzung (z. B. eine Fraktur). In den Pflegeheimen wurden rund zwei Drittel der Bewohner als erhöht sturzgefährdet eingeschätzt, in den Krankenhäusern weniger als ein Drittel der Patienten. Assoziiert sahen Pflegende ein höheres Sturzrisiko mit eingeschränkter Mobilität, kognitiver Beeinträchtigung und Stürzen in den letzten 14 Tagen. Im Krankenhaus spielten darüber hinaus die Harninkontinenz und das Alter eine große Rolle. Eine Beratung zum Sturzrisiko ist in beiden Einrichtungsarten die häufigste präventive Maßnahme.
Schlussfolgerung
Auch wenn die überwiegende Zahl der Stürze ohne gravierende Folgen blieb, so stürzte doch jeder 20. bis 25. Patient/Bewohner innerhalb der letzten 2 Wochen in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Ein Trend ist nicht erkennbar. Die Identifizierung der Risiken erlaubte eine gezielte Anwendung von Präventionsmaßnahmen und die Verbesserung der Versorgungspraxis. Durch die Studie liegen belastbare Zahlen für nationale und internationale Vergleiche vor.