Erschienen in:
01.04.2015 | Originalien und Übersichten
Healthcare-associated infections and antimicrobial use in long term care facilities (HALT-2)
Deutsche Ergebnisse der zweiten europäischen Prävalenzerhebung
verfasst von:
Dr. Claudia Ruscher, Martina Kraus-Haas, Alfred Nassauer, Martin Mielke
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 4-5/2015
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Zusammenfassung
Infektionsprävention und Strategien zum angemessenen Einsatz von Antibiotika in Pflegeeinrichtungen haben vor dem Hintergrund des demografischen Wandels nicht nur in Deutschland eine große Bedeutung. Zur Schaffung einer verlässlichen Datenbasis und zur Identifikation relevanter infektionspräventiver Aspekte in diesem Bereich hat das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) im Jahr 2013 die zweite Punktprävalenzerhebung zum Vorkommen von Infektionen und zum systemischen Antibiotikaeinsatz in europäischen Langzeitpflegeeinrichtungen initiiert (HALT-2). Neben methodischen Anpassungen zur Infektionserfassung wurde in dieser zweiten Erhebung das erfassende Personal im Vorfeld intensiv in der Erfassung und der Methodik geschult. Aus Deutschland haben sich 221 Einrichtungen an dieser Erhebung beteiligt, sodass Daten von insgesamt 17.208 Bewohnern erfasst werden konnten. Gut etablierte Strukturen der regionalen MRE-Netzwerke haben die Rekrutierung der Teilnehmer sowie die Vorbereitung der Erhebung deutlich erleichtert. Die Medianprävalenz des systemischen Antibiotikaeinsatzes war mit 1,1 % (95 %-CI 0,7–1,6) in den deutschen Heimen erneut vergleichsweise niedrig. Die am häufigsten eingesetzten Wirkstoffgruppen waren jedoch neben den Beta-Laktamen (Penicilline 18,2 %, andere Beta-Lactame 17,2 %) wieder vor allem Fluorchinolone (28,2 %). Die Erfassung der Infektionen erfolgte symptombasiert anhand von detaillierten Algorithmen entsprechend der kürzlich überarbeiteten McGeer-Surveillancekriterien und ergab eine Medianprävalenz von 1,7 % (95 %-CI 1,1–2,2). Symptomatische Harnwegsinfektionen (28,4 %), Haut- und Weichgewebeinfektionen (27,9 %) und Atemwegsinfektionen (24,7 %) wurden sowohl als häufigste Infektionsarten als auch als häufigste Indikationen für systemische Antibiotikabehandlungen identifiziert. Klinische Implikationen ergeben sich insbesondere durch den hohen Einsatz von Fluorchinolonen. Auf pflegerischer Seite besteht weiter im Bereich der Händehygienecompliance Verbesserungspotenzial.