Erschienen in:
01.06.2015 | Leitthema
Die gesundheitliche Lage von Menschen mit Migrationshintergrund und die Bedeutung des sozioökonomischen Status
Erste Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)
verfasst von:
Alexander Rommel, M.A., A.C. Saß, S. Born, U. Ellert
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
|
Ausgabe 6/2015
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Menschen mit Migrationshintergrund (MMH) weisen spezifische gesundheitliche Risiken und Ressourcen im Vergleich zu Menschen ohne Migrationshintergrund (MoMH) auf. Analysiert wird hier der Zusammenhang zwischen dem Migrationshintergrund und der gesundheitlichen Lage. Zudem wird untersucht, ob der sozioökonomische Status (SES) zur Erklärung der Unterschiede zwischen MMH und MoMH beiträgt. Datenbasis bildet die „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland" (DEGS1) des Robert Koch-Instituts (2008–2012, n = 8151). Die Auswertepopulation enthält 1107 MMH (gewichtet: 19,8 %). Der Fragestellung wird anhand von neun ausgewählten Gesundheitsoutcomes nachgegangen. Alle Auswertungen erfolgen nach Geschlecht und unterscheiden nach MMH der 1. und 2. Generation. Logistische Regressionsmodelle werden nach Alter und SES adjustiert. Die Ergebnisse zeigen klare geschlechtsspezifische Muster. Bei Frauen sind Unterschiede vor allem bei MMH der 1. Generation signifikant. Verglichen mit MoMH weisen sie einen schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand auf, sind körperlich inaktiver, trinken weniger Alkohol, sind schlechter über Programme der Krebsfrüherkennung informiert und nehmen präventive Leistungen seltener in Anspruch. Tägliche Raucherinnen sind nur bei Frauen der zweiten Generation häufiger vertreten als bei MoMH. Bei Männern finden sich alle signifikanten Unterschiede in der ersten sowie der zweiten Generation. Männer mit Migrationshintergrund weisen häufiger depressive Symptome auf, konsumieren seltener Alkohol und sind über Programme der Krebsfrüherkennung schlechter informiert. Der Effekt des Migrationshintergrundes auf die gesundheitliche Lage bleibt auch nach Kontrolle des SES weitgehend erhalten. Die DEGS1-Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der bestehenden Evidenz plausibel und liefern weiterführende Erkenntnisse. Die Nutzung dieser Daten für die Migrationsforschung erfordert eine differenzierte Betrachtung der Population der MMH und eine sorgfältige Einordnung der Befunde.