Erschienen in:
01.01.2016 | Leitthema
Gewalt gegen alte Menschen
Erkennen – Sensibilisieren – Handeln!
verfasst von:
Prof. Dr. phil. Dr.med. Dipl.-Psych. Rolf D. Hirsch
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 1/2016
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Zusammenfassung
Gewalt gegen alte Menschen ist – schon im Hinblick auf die demografische Entwicklung – ein gesellschaftlich und gesundheitspolitisch, aber auch in der Forschung immer noch vernachlässigter Themenbereich. Die Definitionen zur Gewalt sind je nach Fachdisziplin unterschiedlich und nicht einfach zu formulieren. Bevorzugt wird in der Gerontologie ein eher weiterer Rahmen zur Beschreibung des Phänomens Gewalt. Deren Formen sind mehrschichtig und vielfältig (z. B. körperliche Gewalt, psychische Gewalt, Freiheitseinschränkung, Vernachlässigung, finanzielle Ausbeutung sowie strukturelle und kulturelle Gewalt). Jede Gewalthandlung bedeutet prinzipiell auch einen Rechtsbruch. Gewalt kann im öffentlichen Raum sowie im familiären und institutionellen Bereich (Klinik und ambulante sowie stationäre Altenpflegeeinrichtungen) auftreten. Häufigkeitsangaben für den familiären Bereich liegen um 25 %, für den stationären zwischen 11 und 24 %. Gewalthandlungen sind meist Ausdruck von Hilflosigkeit, Scham, Ohnmacht, Überforderung, mangelhafter Unterstützung und Unkenntnis von Alternativen. Oft besteht eine pathologische Beziehung, in der die Rollen von „Täter“ und „Opfer“ wechseln können. Gewalthandlungen haben massive Folgewirkungen für die Betroffenen. Präventive Maßnahmen zu Verringerung von Gewalt haben mehrere Ansatzpunkte (z. B. Gesellschaft, Region, Institution, Professionelle). Bisher gibt es für Opfer im höheren Lebensalter kaum Anlaufstellen und professionelle Hilfe.